Kiel (epd). Unter dem Meeresboden befinden sich bislang ungeahnte Frischwasserreserven, die künftig Lücken in der weltweiten Trinkwasserversorgung schließen könnten. Eine Studie unter der Leitung des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel machte jetzt eine erste globale Bestandsaufnahme sogenannter Offshore-Grundwasservorkommen. Demnach wurde Frischwasser unter dem Meeresboden vor den meisten Kontinentalrändern rund um den Globus gefunden, teilte Geomar am Mittwoch mit. Die Studie wurde in der internationalen Fachzeitschrift "Reviews of Geophysics" veröffentlicht.
Für die Übersichtsstudie wertete das Team 300 dokumentierte Aufzeichnungen von Grundwasservorkommen aus. Es schätzt die Gesamtgröße dieser Vorkommen auf eine Million Kubikkilometer. Das ist etwa doppelt so viel wie das Volumen des Schwarzen Meeres, hieß es. Die Vorkommen befinden sich hauptsächlich in Gebieten bis zu 55 Kilometer von den jeweiligen Küsten entfernt und bis zu einer Wassertiefe von 100 Metern. Die Grundwasservorkommen entstanden überwiegend während Perioden mit besonders niedrigem Meeresspiegel in den letzten 2,5 Millionen Jahren.
Obwohl 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, ist der Großteil davon (97 Prozent) salzhaltig und damit ungenießbar. Der Klimawandel, das globale Bevölkerungswachstum, die veränderte Landnutzung und andere Faktoren setzen die vorhandenen Trinkwasservorräte unter Druck. So haben die Vereinten Nationen eine sichere Wasserversorgung in die Liste ihrer nachhaltigen Entwicklungsziele aufgenommen.