Bremen (epd). Das Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 4" wird weiterhin an einem Einsatz auf dem Mittelmeer gehindert. "Daran konnte auch ein Gespräch nichts ändern, das ich im November mit der italienischen Verkehrsministerin Paola de Micheli und dem Chef der italienischen Küstenwache geführt habe", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Dienstagabend. Er äußerte sich in einem Online-Symposium zu Migration und Flucht, das unter anderem von der Bremischen Evangelischen Kirche ausgerichtet wurde.
Das von der EKD mitfinanzierte Schiff war im September von den italienischen Behörden in Palermo festgesetzt worden, nachdem es bei seinem ersten Einsatz mehr als 350 Menschen aus Seenot gerettet hatte. Zur Begründung waren angebliche Sicherheitsmängel genannt worden. "Es geht dabei zum Beispiel darum, dass die Sea-Watch 4 nicht als Rettungsschiff registriert ist", sagte Bedford-Strohm. Es gebe im Flaggenstaat Deutschland aber gar keine Registrierung als Rettungsschiff.
Der "Sea-Watch" werde auch vorgeworfen, zu viele Rettungswesten an Bord zu haben. Bedford-Strohm: "Natürlich müssen solche Rettungswesten an Bord sein, weil sie möglicherweise für zu rettende Flüchtlinge gebraucht werden." Sea-Watch gehe auch juristisch gegen die Blockade vor. "Die Entscheidung wurde jetzt vom Verwaltungsgericht in Palermo an den Europäischen Gerichtshof verwiesen. Ob die Festsetzung des Schiffes ausgesetzt werden soll, entscheidet sich am 26. Januar."
Der Einsatz der "Sea-Watch 4" sei dringend nötig, betonte Bedford-Strohm. In den ersten Tagen des neuen Jahres seien bereits mindestens 15 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Auch im November und Dezember und über die Weihnachtstage sei es laufend zu Überfahrten Geflüchteter, Unglücken und Toten gekommen: "Währenddessen werden neben der Sea-Watch 4 auch andere Rettungsschiffe weiter am Einsatz gehindert."