Sprachkritische Aktion gibt "Unwort des Jahres" 2020 bekannt

Darmstadt (epd). In Darmstadt wird am Dienstag das "Unwort des Jahres" 2020 bekanntgegeben. Das Thema Corona-Pandemie dominierte die Einsendungen, wie die Jury der sprachkritischen Aktion mitteilte. Gute Chancen hätten die Begriffe systemrelevant, Systemling, Covidiot, Wirrologen, querdenken/Querdenker sowie aus dem Themenkreis Migration die Formulierungen Abschiebepatenschaft und Schutz/Sicherung der Außengrenzen, sagte Jury-Sprecherin Nina Janich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unwörter des Jahres waren bereits "Volksverräter", "Gutmensch" oder "Lügenpresse".

Insgesamt gingen nach den Angaben der Sprachwissenschaftlerin Janich bis zum 31. Dezember mehr als 1.800 Einsendungen mit 625 unterschiedlichen Vorschlägen ein, von denen aber nur ein kleiner Teil den Unwort-Kriterien entspreche. Die Aktion rügt Wörter und Formulierungen, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Das "Unwort des Jahres" war im vergangenen Jahr "Klimahysterie". Ende November hatte die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden "Corona-Pandemie" zum "Wort des Jahres" gekürt.

Die Unwort-Aktion wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Janich ist seit 2011 Jury-Sprecherin. Weitere Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Martin Wengeler (Universität Trier) sowie der freie Publizist Stephan Hebel. Gastjurorin in diesem Jahr ist die Bloggerin und Autorin Kübra Gümüsay.