Erkelenz, Aachen (epd). Klimaaktivisten setzen ihre Proteste gegen die geplante Abbaggerung des Dorfes Erkelenz-Lützerath und weiterer Ortschaften am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler II fort. Am Montag besetzten Aktivisten das Dach eines Hauses in Lützerath und blockierten mit einem Tripod, einem dreibeinigen Gestell, die Landstraße L277 bei Alt-Immerath, wie eine Sprecherin der Initiative "Kein Grund für Kohle" dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Ziel sei, die Zufahrt von Räumungsgeräten zu erschweren. Etwa 20 Menschen seien an den den Aktionen am Montag beteiligt gewesen.
Die Aktionsgruppe "Kein Grund für Kohle" verwies darauf, dass einige Bewohner der Ortschaft noch in ihren Häusern lebten. Ein Landwirt wehre sich weiterhin gegen seine Enteignung für den Tagebau. Die Gruppe kritisiert die Zwangsumsiedelung von Menschen und den Abriss der Häuser, "nur um die Profite eines Konzerns zu steigern". Zudem verhalte sich der Energiekonzern RWE mit seinem Aufgebot des Werkschutzes vor Ort so, als ob sich in Lützerath keine Menschen mehr aufhalten dürften, kritisierte eine Sprecherin der Initiative.
Seit dem Sommer besteht eine Mahnwache in Lützerath. Nach Lützerath sollen in den kommenden Jahren auch die Ortschaften Keyenburg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath abgebaggert werden.
Ein Sprecher der Polizei Aachen erläuterte, dass RWE die Abrissarbeiten in Lützerath vorbereite und derzeit leerstehende Häuser entkerne. Die gegenwärtig überschaubaren Proteste von Klimaaktivisten und Anwohnerbündnissen dürften anwachsen, wenn mit den eigentlichen Abrissarbeiten begonnen werde. Noch sei der Starttermin dafür nicht öffentlich bekannt.
Ein RWE-Sprecher hatte bereits in der vergangenen Woche darauf verwiesen, dass die Umsiedlung des Dorfes so gut wie abgeschlossen sei. Bis auf einen noch klagenden Landwirt sei mit allen Anwohnern eine Einigung zur Umsiedlung erzielt worden. Die Planungen zur Umsiedlung von Lützerath seien seit langem bekannt und genehmigt, die Kohlebagger sollten das Dorf im Laufe dieses Jahres erreichen.
Bereits im Dezember hatten der Diözesanrat Aachen und die Superintendenten der evangelischen Kirchenkreise Aachen, Gladbach-Neuss und Jülich kritisiert, dass die Bundesregierung das Ergebnis eines von ihr in Auftrag gegebenen Gutachtens unter Verschluss gehalten habe. In dem Gutachten werde unter anderem dargestellt, wie auf Basis des Kohlekompromisses die verbliebenen Dörfer am Tagebau Garzweiler II erhalten werden könnten.
In diesem Frühjahr will der NRW-Landtag über die finale Fassung der Leitentscheidung der schwarz-gelben Landesregierung zum rheinischen Braunkohlerevier entscheiden. Grundlage dafür ist der Kompromiss über den deutschen Kohleausstieg. Demnach soll die Kohleverstromung bis spätestens 2038 beendet werden. Im Zuge des Kohlekompromisses hatten sich Bund, Länder und Energiekonzerne auf den Erhalt des Hambacher Forstes verständigt. Allerdings ist geplant, dass fünf Dörfer am Tagebau Garzweiler II dem Braunkohletagebau weichen müssen.