Berlin, São Paulo (epd). Die Zahl der Corona-Toten hat in Brasilien die Marke von 200.000 überschritten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Donnerstagabend (Ortszeit) sind in dem südamerikanischen Land inzwischen 200.498 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Brasilien hat nach den USA weltweit die höchsten Corona-Zahlen.
Nach monatelangen Auseinandersetzungen über die Pandemie-Bekämpfung ist inzwischen ist ein Streit zwischen der Zentralregierung und den Bundesstaaten über die Impfstrategie entbrannt. Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro hat sich an die Spitze der Impfgegner-Bewegung gestellt und warnte vor möglichen unbekannten Nebenwirkungen.
Brasilien gilt als Beispiel für das Versagen der Politik im Umgang mit der Pandemie. Offiziell haben sich mehr als sieben der rund 210 Millionen Brasilianer mit dem Virus infiziert. Dennoch verharmlost Bolsonaro, der selbst an Corona erkrankt war, weiter die Pandemie. Er erklärte sie in Brasilien für beendet und sieht keine Notwendigkeit für eine schnelle Beschaffung eines Impfstoffes. So haben die Schutzimpfungen in Brasilien noch nicht begonnen. Dennoch erklärte das Oberste Gericht mittlerweile die Impfungen für "obligatorisch". Zwar könnten die Menschen nicht dazu gezwungen werden, die Behörden könnten aber Bußgelder gegen Impfgegner verhängen, hieß es.
Wie in Europa sind auch in Brasilien die Neuinfektionen wieder in die Höhe geschnellt. Besonders dramatisch ist die Situation erneut in der Hauptstadt des Amazonas-Bundesstaates Manaus. Das öffentliche Gesundheitswesen steht vor dem Kollaps, Krankenhäuser nehmen Covid-19-Patienten nicht mehr auf. Im Frühjahr schockierten Bilder von eilig planierten Friedhöfen die Weltöffentlichkeit.