Berlin (epd). Mit einer Kundgebung vor der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin ist am Donnerstag an den Tod des Flüchtlings Oury Jalloh vor 16 Jahren erinnert worden. Nach Polizeiangaben beteiligten sich daran rund 150 Menschen. Den Organisatoren der Kundgebung zufolge waren bundesweit in zwölf Städten Gedenkveranstaltungen an Oury Jalloh geplant. Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber war am 7. Januar 2005 wenige Stunden nach seiner Inhaftierung bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gestorben. Der Fall konnte bislang nicht restlos aufgeklärt werden.
Nach offizieller Behördenversion soll sich der damals 36-Jährige im Keller des Dessauer Polizeireviers, an Händen und Füßen gefesselt, auf einer feuerfesten Matratze selbst angezündet haben. Brandgutachter, Mediziner und Kriminologen erklärten dagegen, dass dies nicht möglich sei. Der Tote soll überdies Nasen- und Rippenbrüche aufgewiesen haben. Die Ermittlungen dazu wurden eingestellt.
In Berlin warfen Kundgebungsteilnehmer dem Land Sachen-Anhalt vor, eine Aufklärung des Todes von Oury Jalloh seit Jahren "systematisch zu verhindern". Sprechchöre riefen wiederholten: "Oury Jalloh - das war Mord." Bis heute seien die Verantwortlichen "für den grausamen Tod des Flüchtlings" nicht zur Rechenschaft gezogen worden, hieß es.
Andere Demonstrationsteilnehmer erklärten, Oury Jalloh sei kein Einzelfall. Er sei eines von vielen Opfern rassistischer Polizeigewalt in Deutschland. Seit 1990 habe es bundesweit rund 180 solcher Todesfälle gegeben. Zum Gedenken an Oury Jalloh hatte die gleichnamige Gedenkinitiative aufgerufen.