Berlin (epd). Durch Korruption, Abrechnungsbetrug und Manipulationen von Abrechnungen werden dem Gesundheitssystem nach Angaben der AOK immense Finanzmittel entzogen. Allein die AOK habe in den Jahren 2018 und 2019 Schadenssummen von mehr als 37 Millionen Euro zurückgeholt, teilte die Krankenkasse am Donnerstag in Berlin mit. Laut dem Bericht des AOK-Bundesverbandes zum Fehlverhalten im Gesundheitswesen sind das rund zehn Millionen Euro mehr als im vorangegangenen Berichtszeitraum 2016/2017. Damit sei zum zweiten Mal in Folge ein Höchststand erreicht worden.
"Wir müssen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgehen", sagte Volker Hansen, Aufsichtsratsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes für die Arbeitgeberseite. Durch die Verfolgung von Fällen, die aufgedeckt und zur Anzeige gebracht wurden, konnte das Geld direkt wieder der Kranken- und Pflegeversicherung zurückerstattet und damit zur Versorgung der Mitglieder und Familienversicherten eingesetzt werden, hieß es weiter.
Um wirksam gegen Korruption und Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen vorgehen zu können, fordert der AOK-Bundesverband, in allen Bundesländern Schwerpunktstaatsanwaltschaften oder Zentralstellen für Straftaten im Gesundheitswesen zu schaffen. In acht Bundesländern habe sich die Einrichtung solcher Schwerpunktstaatsanwaltschaften bereits bewährt.
Ein besonders starker Anstieg bei Falschabrechnungen wurde laut AOK im Pflegesektor verzeichnet. Die Summe ist hier den Angaben zufolge von 7,5 Millionen Euro um 69,2 Prozent auf 12,7 Millionen Euro gestiegen. An zweiter Stelle steht mit 8,8 Millionen Euro der Bereich Arzneimittel, gefolgt von den Bereichen Heilmittel (4,46 Millionen Euro) und Krankenhausbehandlung (3,8 Millionen Euro). Darunter rangieren beispielsweise Hilfsmittel (1,9 Millionen Euro) und ärztliche Leistungen (1,4 Millionen Euro). In den Jahren 2018 und 2019 seien bei der AOK mehr als 11.000 neu eingegangene Hinweise auf Fehlverhalten im Gesundheitswesen erfasst worden.