Online-Duden wird gegendert

Berlin (epd). Das Online-Wörterbuch des Duden-Verlags soll in gendersensibler Sprache überarbeitet werden. Alle 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen sollten in der Weise geändert werden, dass es künftig statt eines Wortartikels zwei gibt - einen für die männliche und einen für die weibliche Form, berichtete die Zeitung "Die Welt" (Online) am Donnerstag in Berlin. "Arzt" und "Ärztin" beispielsweise werden dort bereits mit je eigenem Beitrag aufgeführt.

Im Online-Duden werden nun auch Mieter oder Schüler beispielsweise als "Substantiv, maskulin" bezeichnet. Ein Mieter ist demnach nicht mehr "jemand, der etwas gemietet hat", sondern eine "männliche Person, die etwas gemietet hat". Entsprechend wird eine Mieterin erklärt. Ein Schüler wird definiert als "Junge, Jugendlicher, der eine Schule besucht". Damit verschwindet faktisch das sogenannte generische Maskulinum bei Personenbezeichnungen von der Website www.duden.de. Ein "generisches Maskulinum" ist ein Wort, das eine geschlechtsneutrale Bedeutung hat und sich auf Männer und Frauen gleichermaßen bezieht.

Die Überarbeitung des Online-Duden solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, erklärte der Verlag dem "Welt"-Bericht zufolge. Zur Begründung gab der Duden-Verlag demnach an: "Die männlichen Formen waren nie geschlechtsneutral, wir präzisieren im Rahmen der kontinuierlichen redaktionellen Arbeit an unseren Inhalten lediglich die Bedeutungsangaben."

Mehrere Sprachwissenschaftler kritisierten die neuen Worteinträge. Der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg bezeichnet sie in der "Welt" als "Irreführung des Lesers". Die Wörter seien alle sowohl spezifisch männlich als auch generisch, also geschlechtsneutral verwendbar. Von der Sprachgemeinschaft würden sie auch so gebraucht. Die Münchner Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Leiss sagte, es sei grotesk und absolut unverantwortlich zu behaupten, Wörter wie Schüler, Arzt oder Mieter hätten keine geschlechtsabstrahierende Bedeutung. Die Duden-Redaktion sei dem "aktuellen Gender-Unsinn" offenbar vollends verfallen.