Dessau-Roßlau/Berlin (epd). In Berlin und Dessau-Roßlau wird am Donnerstag an den Tod des sierra-leonischen Flüchtlings Oury Jalloh in einer Polizeizelle in der sachsen-anhaltischen Stadt vor 16 Jahren erinnert. In Dessau-Roßlau ist am Nachmittag nach Angaben der örtlichen Polizei ein Aufzug vom Bahnhofsvorplatz zum Polizeirevier und zurück geplant. Pandemiebedingt seien jedoch deutlich weniger Teilnehmer angemeldet worden als in den Vorjahren.
Vor der sachsen-anhaltischen Landesvertretung in Berlin ist ebenfalls am frühen Nachmittag eine Kundgebung geplant, wie die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektas am Mittwoch ankündigte. Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh rief demnach zudem zum "deutschlandweiten und dezentralen Gedenken" mit lokalen und selbst organisierten Aktionen auf.
Die innenpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Ulla Jelpke, rief zur Teilnahme an den Veranstaltungen auf. Der mangelnde Wille der Behörden zu Aufklärung und Verantwortungsübernahme sei ein fortgesetzter Skandal, der Tod von Oury Jalloh "leider kein Einzelfall", erklärte sie in Berlin.
Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber Oury Jalloh war am 7. Januar 2005 wenige Stunden nach seiner Inhaftierung bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle an eine Matratze gefesselt gestorben. Der Fall konnte bislang nicht restlos aufgeklärt werden. Jalloh soll sich laut den Behörden selbst angezündet haben. Die Unterstützerinitiative geht dagegen von schwerer Polizeigewalt aus. Es gab zwei Prozesse am Landgericht Dessau-Roßlau und am Landgericht Magdeburg.