Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat bekräftigt, dass Deutschland genügend Impfstoff gegen das Coronavirus bestellt hat, um die gesamte Bevölkerung zu schützen. Angesichts der teils massiven Kritik an der Impfstoffbeschaffung und -auslieferung sagte Spahn am Mittwoch in Berlin, Grund für die Knappheit zu Beginn der Impfkampagne seien nicht zu wenig bestellte Mengen, sondern fehlende Produktionskapazitäten. Spahn war auch vom Koalitionspartner SPD kritisiert und in einem Fragenkatalog zur Aufklärung über die Impfstoffversorgung aufgefordert worden.
Dass der Impfstoff zu Beginn der Impfkampagne knapp sein werde, sei von Anfang an klar gewesen und auch immer wieder gesagt worden, sagte Spahn. Allein mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna werde es aber "genug Impfstoff für alle in Deutschland geben", sagte Spahn und nannte die Zahl von mehr als 130 Millionen Impfdosen im Laufe des Jahres. Wenn außerdem weitere Impfstoffe zugelassen würden, könne man "allen in Deutschland im Sommer ein Impfangebot machen".
Spahn sagte nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Bundesministern, bei dem es um Produktionserweiterungen für den Corona-Impfstoff ging, er hoffe, dass der Biontech-Produktionsstandort in Marburg im Februar in Betrieb genommen werden könne. Wenn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre, könnte man schon unter den heutigen Bedingungen 250.000 bis 300.000 Menschen am Tag impfen, sagte Spahn.
Der Gesundheitsminister bat die Bevölkerung erneut um Geduld. Er verstehe das Bedürfnis nach einer Beschleunigung der Impfkampagne. Aber dieses dürfe nicht die Prioritäten gefährden. Zunächst müssten die geschützt werden, die besonders verwundbar seien: "So viel Solidarität, so viel Geduld muss auch auf dem Weg raus aus dieser Pandemie sein", sagte Spahn. Wenn die Pflegebedürftigen und die Ältesten geimpft seien, verliere die Pandemie einen Großteil ihres Schreckens.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind bis einschließlich Dienstag 367.331 Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden, davon 150.098 Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen. Die meisten Bundesländer gingen davon aus, dass bis Ende Januar alle Pflegeheimbewohner geimpft werden können, die das wollen, sagte Spahn. Weil es aber mancherorts etwas länger dauern könnte, hätten die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Merkel in ihrem Beschluss vom Dienstag festgehalten, dass allen Pflegeheimbewohnern "bis spätestens Mitte Februar" ein Impfangebot gemacht werde.