Bund und Länder müssten hier an einem Strang ziehen und in die Pflege investieren, sagte Eschen dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. "Wir brauchen eine bessere ideelle und finanzielle Honorierung der sozialen Berufe", mahnte die Diakonie-Direktorin.
Schon vor der Corona-Krise sei die Personaldecke insbesondere in den Alten- und Pflegeheimen dünn gewesen. "Durch Corona können Einrichtungen ganz schnell vor der Situation stehen, kein Personal mehr für die nächsten Schichten zu haben", warnte die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Als weitere dringende Baustellen der Sozialpolitik nannte Eschen die Mietenexplosion, die Armut von Kindern und Familien sowie die soziale Infrastruktur im ländlichen Raum. Seit dem Inkrafttreten des Berliner Mietendeckels sei der Wohnungsmarkt in der Hauptstadt erstarrt: "Alle warten, wie das Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit des Berliner Sonderweges entscheiden wird." Dabei sei klar, dass Berlin ungeachtet einer Gerichtsentscheidung noch stärker den Neubau bezahlbarer Wohnungen vorantreiben und geförderte Sozialwohnungen schaffen müsse. Außerdem müsse der Senat Vorsorge treffen, damit Mieter nicht ihre Wohnung verlieren, sollte der Mietendeckel für rechtsungültig erklärt werden und es zu Mietrückforderungen kommen.
Als beschämend bezeichnete Eschen die Kinder- und Familienarmut in der Hauptstadt. Berlin belege dabei im Bundesvergleich den vierten Platz. "Ich wünsche mir von der Landespolitik, dass die Landeskommission gegen Kinderarmut schlagkräftige Maßnahmen vorschlägt, um auch armen Familien die soziale Teilhabe zu ermöglichen", sagte die Diakonie-Direktorin. Dies gelte auch für die digitale Teilhabe: "Wie sollen Kinder am Homeschooling teilnehmen, wenn sich die ganze Familie ein Tablet teilt", fragte Eschen. Grundsätzlich erwarte sie von der Landespolitik, "dass Armutsbekämpfung in allen Politikfeldern eine wesentliche Rolle spielt, also in der Stadtentwicklung, Wirtschafts-, Jugend-, Sozial- und Gesundheitspolitik".
Mit Blick auf die Infrastruktur in ländlichen Gebieten sagte Eschen: "Zugang zu Bildung, Gemeinschaft und medizinischen Angeboten muss auch in kleinen Gemeinden gefördert werden, damit Menschen nicht abgehängt werden." Sie wünsche sich dazu "einen engeren Austausch mit den politisch Verantwortlichen". Kirche und Diakonie hätten dazu viele Ideen.