Hannover (epd). Die zuerst in Großbritannien entdeckte und inzwischen in weiteren EU-Staaten nachgewiesene neue Corona-Variante B.1.1.7 bereitet dem Virologen Jörg Timm Sorge. "Um B.1.1.7 zu kontrollieren, müssen wir bei den Kontaktbeschränkungen noch konsequenter sein als bisher", sagte der Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf am Dienstag dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND).
Es sei inzwischen gesichert, dass diese Variante ein deutlich größeres Ansteckungspotenzial habe als die bislang dominante Sars-CoV-2-Variante. "Die epidemiologischen Daten einer neuen Studie vom London Imperial College lassen da wenig Zweifel", sagte der Virologe. Man müsse davon ausgehen, dass die Infektionszahlen auch bei bereits bestehenden Corona-Maßnahmen plötzlich wieder zunehmen. "Wir hätten plötzlich eine Reproduktionszahl von deutlich über 1. Das heißt im Klartext: Eine infizierte Person würde dann im Schnitt ein bis zwei weitere Personen anstecken", sagte Timm. "Das ist dann schon ein gewaltiger Unterschied, wenn sich diese Variante durchsetzt."
Derzeit sei unklar, wie stark die Variante bereits in Deutschland verbreitet sei und wie schnell sie sich ausbreite. "Deshalb müssen niedrigere Infektionszahlen weiterhin das oberste Ziel sein, um wieder in ein besseres Fahrwasser zu kommen", betonte Timm.