Mindestens 70 Menschen durch Islamisten im Niger getötet
Stichwahl um das Präsidentenamt
Wenige Tage nach der Präsidentenwahl im Niger wurden erneut Dutzende
Menschen bei einem Angriff mutmaßlicher Islamisten getötet. Weil keiner
der Kandidaten die notwendige Mehrheit erhielt, soll im Februar eine
Stichwahl stattfinden.

Frankfurt a.M., Niamey (epd). Im westafrikanischen Niger haben mutmaßliche Islamisten Medienberichten zufolge mindestens 70 Menschen getötet. Eine bewaffnete Gruppe habe am Samstag zwei Dörfer an der Grenze zu Mali überfallen, berichtete der französische Auslandssender RFI am Sonntag. Wer für die Angriffe verantwortlich ist, war zunächst unklar.

Die Angreifer waren dem Bericht zufolge zunächst von einer lokalen Jugendbande abgewehrt und getötet worden. Eine weitere Gruppe Islamisten habe daraufhin an der Bevölkerung Rache geübt. Mitte Dezember hatte die Terrorgruppe Boko Haram bei einem Angriff auf einen Ort im Süden des Landes bereits mindestens 27 Menschen getötet. Hunderte Häuser und ein Markt waren dabei niedergebrannt worden.

Der Angriff vom Wochenende ereignete wenige Tage nach der Präsidenten- und Parlamentswahl am 27. Dezember. Laut vorläufigem Ergebnis vom Samstag bekam der Kandidat der Regierungspartei, Mohamed Bazoum, 39,33 Prozent der gültigen Stimmen, der Oppositionsführer und frühere Präsident, Mahamane Ousmane, 16,99 Prozent. Weil keiner der 30 Kandidaten die notwendige Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen erreichte, kommt es zu einer Stichwahl, die für den 21. Februar geplant ist.

Bazoum ist ein früherer Minister und Vertrauter von Präsident Mahamadou Issoufou (68), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr angetreten war. Der Oppositionskandidat Ousmane war bereits von 1993 bis zum einem Militärputsch 1996 Präsident. Die Wahlen sollen den ersten demokratischen Machtwechsel in der Geschichte des Landes einläuten. Die Beteiligung beim ersten Wahlgang lag laut Wahlkommission vom Samstag bei 69,67 Prozent. Rund 7,4 Millionen Bürger hatten sich registrieren lassen.

Der erste Wahlgang verlief trotz Terrordrohungen weitgehend friedlich. Im Niger und den Nachbarländern Mali, Burkina Faso und Nigeria sind zahlreiche islamistische Milizen und kriminelle Banden aktiv, darunter auch Gruppen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida und dem sogenannten Islamischen Staat (IS) liiert sind und immer wieder Anschläge verüben.