Köln (epd). Die bundesweiten Ermittlungen wegen sexualisierter Gewalt gegen Kinder haben Anfang Dezember zu zwei weiteren Haftbefehlen geführt. So habe das Amtsgericht Recklinghausen am 2. Dezember Untersuchungshaft für einen 40 Jahre alten Beschuldigten aus Nordrhein-Westfalen wegen des dringenden Verdachts des schweren Missbrauchs seiner dreijährigen Tochter angeordnet, erklärten die Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag. Auch in Niedersachsen habe das Amtsgericht Braunschweig am 10. Dezember Untersuchungshaft gegen einen 33-jährigen Mann aus Lüneburg angeordnet, der seine Tochter missbraucht haben soll. Um laufende Ermittlungen nicht zu gefährden, hätten die Entwicklungen erst jetzt bekanntgegeben werden können.
Nach der Identifizierung eines Tatverdächtigen im Einsatzabschnitt Duisburg sei es im Dezember gelungen, weitere vier Teilnehmer aus Chatgruppen zu enttarnen, in denen kinderpornografische Inhalte ausgetauscht wurden, erklärten Staatsanwaltschaft und Polizei. Der Leiter der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) "Berg", Kriminaldirektor Michael Esser, sagte: "Mit der Zuordnung eines echten Namens zu einem Nickname Anfang Dezember hatten wir erneut einen Ansatz, um weitere Tatverdächtige zu identifizieren." Das sei seit den bundesweiten Durchsuchungen am 1. September nun insgesamt elf Mal gelungen. Sieben Verfahren seien in andere Staaten abgegeben worden: nach Österreich, Frankreich, Finnland, Schweden, in die Schweiz und die Niederlande.
Den Angaben zufolge sind im Zusammenhang mit den Ermittlungen der BAO "Berg" wegen sexueller Gewalt gegen Kinder und kinderpornografischer Schriften inzwischen im Verfahren 239 Beschuldigte erfasst. Sieben von ihnen säßen in Untersuchungshaft, gegen zwölf habe die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, neun seien bereits verurteilt. Esser sagte: "Wir werden weiter mit vollem Einsatz daran arbeiten, missbrauchte Kinder aus ihren schlimmen Lebenssituationen zu holen. 52 Mal ist uns das schon gelungen."
Im Zusammenhang mit dem Tatkomplex, der durch einen Fall in Bergisch Gladbach bekannt wurde, überprüfen die Ermittler Spuren auf rund 30.000 mögliche Tatverdächtige. Einer der mutmaßlichen Haupttäter aus Bergisch Gladbach, der unter anderem seine eigene Tochter mehrfach schwer missbraucht haben und Bilder und Videos der Taten im Netz verbreitet haben soll, ist im November zu zwölf Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Das Bundesjustizministerium will zudem schärfere Strafen für sexualisierter Gewalt gegen Kinder verhängen und die Verbreitung und den Besitz kinderpornografischer Inhalte zum Verbrechen hochstufen.