Plochingen, Sankt Augustin (epd). Sie verringern die Brandgefahr und sorgen für Sicherheit: Als Glücksbringer sind Schornsteinfeger nach wie vor gefragt - nicht nur an Silvester. "Wir bringen Glück ins Haus", sagt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks mit Sitz in Sankt Augustin dem Evangelischen Pressedienst (epd). An dem Image habe sich bis heute nichts geändert.
So würden ihm regelmäßig Menschen auf der Straße zuwinken, ihn ansprechen und seinen schwarzen Anzug oder seine goldenen Jackenknöpfe berühren wollen, erzählt Gula, der in der siebten Generation Schornsteinfeger im baden-württembergischen Plochingen ist. Seit 250 Jahren reinigt seine Familie Kamine und ist damit die nach seinen Angaben älteste Kaminkehrerdynastie Deutschlands.
"Vor Corona habe wir oft auch ein Küsschen auf die Wange bekommen", erzählt Gula. Doch in Pandemie-Zeiten werde auf Abstand geachtet. Schornsteinfeger seien systemrelevant, "auch als Glücksbringer", sagt er schmunzelnd. Die Ausbildungskampagne der Innung heißt daher auch "Glücksbringer werden".
Seit dem Mittelalter gibt es Schornsteinfeger, zuerst in Italien. Sie wanderten damals von Ort zu Ort, entfernten Rußablagerungen aus den Schornsteinen und sorgten so dafür, dass geheizt und gekocht werden konnte. Gleichzeitig verringerten sie mit der Rußschicht die Brandgefahr und sorgten so für mehr Sicherheit und damit Glück im Haus.
Früher habe es aber auch viel Aberglauben gegeben, sagte Gula. Der Kaminkehrer sei vielen ein bisschen unheimlich gewesen mit seiner dunklen Kleidung und dem rußgeschwärzten Gesicht. Hinter vorgehaltener Hand habe es geheißen, der schwarze Mann könne böse Geister und sogar den Teufel bezwingen. Bis heute sind die Schornsteinfeger ganz in Schwarz gekleidet.
Neben den fachlichen Kompetenzen sei auch die menschliche Komponente wichtig, betont der Gebäudeenergieberater: "Wir betreten ja nicht nur das Haus, sondern die Privatsphäre der Menschen." Das sei auch eine Vertrauensposition, denn der Schornsteinfeger im Haus bekomme alles mit. Aber "was im Haus ist, bleibt im Haus", versichert er.
Durch Corona erfahren seine Kollegen und Kolleginnen eine noch größere Wertschätzung, wie Gula schildert. Gerade ältere Menschen hätten weniger Kontakt. Sie freuten sich über einen Plausch mit dem Schornsteinfeger.
Die ersten Schornsteinfeger ließen sich historischen Quellen zufolge um 1500 in einigen deutschen Städten nieder. In Berlin ist seit dem Mittelalter eine "Schornsteinfegerzunft" urkundlich erwähnt. Doch das Handwerk hatte auch dunkle Seiten, weiß der Innungssprecher. Bis 1930 gab es laut Gula in der Branche Kinderarbeit. Jungen, die klein genug waren, mussten die gefährliche Arbeit tun und in finstere Kamine klettern, um mit bloßen Händen den Ruß abzukratzen.