München (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reagiert zurückhaltend auf Forderungen, den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer in Lizenz auch von anderen Pharmafirmen herstellen zu lassen. "Ich habe den Eindruck, einige unterschätzen die Komplexität und auch die Anforderungen, gerade in der Qualität in der Impfstoffproduktion", sagte Spahn dem Radiosender Bayern2 am Montagmorgen. "Die baut man eben nicht mal in drei Tagen in einer beliebigen Halle, auch nicht eines Pharmaunternehmens, auf."
Man sei in intensivem Kontakt mit Biontech und Pfizer, um zusätzliche Produktionsstätten auch in Deutschland möglich zu machen, betonte Spahn. Ein Werk in Marburg sei von Biontech übernommen worden. Ziel sei, dass dort noch im ersten Quartal des Jahres 2021 die Produktion beginnen könne. "Wenn das gelingen sollte, würde sich sehr sehr schnell die verfügbare Menge enorm erhöhen", erklärte der Minister.
Für die Lizenzproduktion hatte sich angesichts knapper Impfstoffmengen unter anderem die Linke ausgesprochen. "Der Gesundheitsminister kann nach dem Ersten Bevölkerungsschutzgesetz Unternehmen zwingen, anderen Unternehmen eine Lizenz zum Nachproduzieren zu gewähren", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Achim Kessler, dem "Spiegel": "Das muss die Bundesregierung jetzt schnell tun."
Eine Produktion in Lizenz hält auch FDP-Chef Christian Lindner für denkbar. In der "Bild"-Sendung "Die richtigen Fragen" erklärt er: "Die Regierung sollte mit der pharmazeutischen Industrie insgesamt prüfen: Wo gibt es noch Kapazitäten, die genutzt werden können für die Produktion eines Impfstoffs?" Es gebe einen krisenhaften Zustand, "da brauchen wir eine Krisenproduktion".