Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Die Impfungen gegen das Corona-Virus haben am Sonntag bundesweit begonnen. Einen Tag vor dem offiziellen deutschlandweiten Impfstart war am Samstagnachmittag eine 101-jährige Seniorin in einem Pflegeheim in Halberstadt in Sachsen-Anhalt als erste Person in Deutschland gegen Covid-19 geimpft worden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich überrascht über den vorgezogenen Impfstart. Spahn wünsche der Seniorin alles Gute, wie ein Ministeriumssprecher in der "Bild am Sonntag" betonte.
"Allerdings hatten wir mit allen Partnerländern der EU und mit den 16 Bundesländern vereinbart, am Samstag an alle auszuliefern und ab Sonntag gemeinsam mit den Impfungen zu beginnen", sagte Spahns Sprecher der "Bild am Sonntag". Laut Impfplan werden zunächst Menschen in Alten- und Pflegeheimen sowie gefährdetes Personal in Krankenhäusern geimpft. Neben mobilen Impfteams stehen bundesweit über 400 Impfzentren bereit.
Auch in weiteren Bundesländern wurde mit den Corona-Impfungen begonnen. In Berlin bekam eine 101 Jahre alte Seniorin in einem Pflegeheim am Sonntagmorgen die erste Spritze mit dem Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer. In Nordrhein-Westfalen sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Sonntag bei einem Besuch im Pflegeheim St. Josef Stift in Emsdetten: "Das Impfen ist ein Aufbruch, um das Virus beherrschen zu können."
In Bayern ist die Kapelle im Evangelischen Pflegezentrum Lore Malsch in Riemerling bei München zu einer improvisierten Impfstation geworden. Als eine der ersten Einrichtungen in dem Bundesland sind in dem Pflegeheim des Diakonischen Werks München-Oberbayern am Sonntagmittag 20 betagte Bewohner geimpft worden - darunter auch ein 102-Jähriger, wie die Heimleitung mitteilte.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat am Sonntag den Einsatz eines der ersten Corona-Impfteams im Land begleitet. "Ich freue mich, dass wir am Ende dieses Jahres einen echten Lichtblick haben werden", sagte Weil vor dem privaten Pflegezentrum Schlüter in Bad Rothenfelde. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sagte zum Impfauftakt im Stadtteil Findorff in einem Heim der Convivo-Gruppe: "Das ist ein Tag für Hoffnung und Zuversicht." In dem Heim wurde zuerst eine 85-jährige Seniorin geimpft.
Am Sonntagmorgen war Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in Lübeck beim Start der Impfungen in dem Bundesland dabei. Gemeinsam mit Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) bedankte er sich bei den mobilen Teams, die jetzt in Pflegeeinrichtungen impfen, wie die Staatskanzlei am Sonntag mitteilte.
In Hessen bekamen Bewohner und Mitarbeiter mehrerer Altenpflegeheime sowie eine Krankenschwester der Frankfurter Uniklinik das Serum der Mainzer Pharmafirma Biontech verabreicht. Insgesamt standen am ersten Tag der Impfaktion in Hessen 5.000 Impfungen an. Das war die Hälfte der am zweiten Weihnachtsfeiertag an das Land ausgelieferten Impfdosen.
In Baden-Württemberg sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): "Wir werden nun schrittweise impfen, denn zunächst müssen wir die Menschen schützen, die das höchste Risiko für einen schweren Verlauf der Infektion haben. Und die, die ein besonderes berufliches Risiko tragen, sich oder schutzbedürftige Personen anzustecken."
In Rheinland-Pfalz erklärten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (beide SPD) am Sonntag in Koblenz: "Mit dem Beginn der Corona-Schutzimpfungen in Deutschland und hier bei uns in Rheinland-Pfalz sind wir einen großen Schritt in der Pandemiebekämpfung nach vorne gekommen." Dies sei ein großer Lichtblick.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karin Maag, warnte zum bundesweiten Start der Impfungen vor einem Nachlassen bei den Hygieneregeln. "Trotz der berechtigten Freude müssen wir alle Vorsichtsmaßnahmen weiterhin streng befolgen. Wir sehen an den aktuellen Infektionszahlen, dass uns die Corona-Pandemie noch einige Zeit im Griff haben wird", erklärte sie am Sonntag in Berlin: "Daher mein dringender Appell: Halten wir die AHA+L Regeln weiter ein, auch an Silvester!"
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Sonntag, Online), "dass die Bevölkerung diese Herausforderung nach wie vor unterschätzt". Für ihn steht fest: "Das Jahr 2021 wird sehr stark bestimmt werden durch das, was in den nächsten Monaten passiert. Die Zeit bis mindestens Anfang April wird die mit Abstand schwerste in der Bekämpfung der Corona-Pandemie sein."
epd lde/cez