Die beiden leben in völlig unterschiedlichen Welten, können absolut nichts miteinander anfangen und vertreiben sich die Zeit, indem sie sich ständig gegenseitig auf ihre Defizite hinweisen. Im Verlauf des ersten gemeinsamen Falls stellen sie allerdings fest, dass sie als Team überraschend gut funktionieren: weil sie sich perfekt ergänzen.
Was als Entwurf (Buch: Dorothee Schön und Susanne Schneider) potenziell reizvoll klingt, ist in der Umsetzung recht harmlos ausgefallen: Die Inszenierung von Jürgen Bretzinger orientiert sich offenbar gleichfalls an der Vorabendvorgabe, dem Publikum mit harmlos-heiterer Krimi-Unterhaltung die Zeit zu vertreiben. Dazu passt auch die Geschichte: Im Trubel einer Hochzeitsmesse vermisst eine Hotelbesitzerin (Petra Kleinert) ihren Verlobten (René Hofschneider). Alsbald stellt sich raus, dass der Mann ein Heiratsschwindler ist. Da die Bilder der Überwachungskameras gleich mehrere seiner Opfer (unter anderem Anke Sevenich und Petra Zieser) beim vertraulichen Plausch zeigen, ist der Fall für Herta Frohwitter klar, auch wenn ihr junger Kollege Marco Petrassi etwas länger braucht. Allerdings fehlt von dem Vermissten jede Spur.
Die ARD-Tochter Degeto will den Donnerstagabend in Zukunft verstärkt mit Krimireihen gestalten. "Alles Verbrecher" ist ein Auftaktfilm, zwei weitere Geschichten mit dem ungleichen Ermittlerduo sind bereits geplant. Auch wenn die Kombination "Brain & Body", Kopf und Körper also, nicht gerade neu ist: Die beiden Hauptfiguren sind in der Tat reizvoll. Ulrike Krumbiegel ist eine ausgezeichnete Besetzung für die Kommissarin mit den Frankfurter Wurzeln, zumal Frau Frohwitter mit ihrer an die Sechzigerjahre erinnernden Aufmachung und dem alten VW-Jetta, mit dem sie im Kriechgang durch Frankfurt schleicht, durch liebevoll erdachte Details charakterisiert wird. Als Ermittlerin setzt die Hauptkommissarin lieber auf ihre kleinen grauen Zellen, während sich der nicht mal halb so alte Kollege, ein durchtrainierter Großstadt-Cowboy, der allerdings aus Offenbach kommt, lieber auf kleine elektronische Helfer verlässt. Dritter im Bunde ist Ernst Stötzner als Vorgesetzter und leidenschaftlicher Eintracht-Fan, der gern mit schrägen Fußballmetaphern um sich wirft.
Die Dialoge gerade von Krumbiegel und Rodic sind von ausgesuchter Bosheit, was aber auch nötig ist: "Alles Verbrecher" ist nicht gerade ein Füllhorn an Überraschungen. Und auch ohne den Episodentitel "Eiskalte Liebe" würde man angesichts einer riesigen Eiskreation namens "Arctic Love" ahnen, wo der Heiratsschwindler, der im Verlauf der Handlung gleich mehrfach aufgetaut werden muss, abgeblieben ist. Sein endgültiger Abgang ist dafür vergleichsweise drastisch.