Berlin (epd). Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, hofft nach dem Urteil im Prozess gegen den Attentäter von Halle, dass die Betroffenen das Geschehene nun besser verarbeiten können. "Dieser Strafprozess hat allen, deren Leben dieser Anschlag verändert hat, sehr viel abverlangt", sagte Franke am Montag in Berlin. Er sei dankbar, dass viele Überlebende, Hinterbliebene, Verletzte und Augenzeugen sich beteiligt hätten. "In öffentlichen Verhandlungen selbst Fragen stellen und die Hintergründe aufarbeiten zu können - das ist von großer Bedeutung für die persönliche, aber auch für die gesellschaftliche Aufarbeitung", betonte Franke.
Der Opferbeauftragte betonte, das Urteil rücke nochmals die unfassbare Brutalität des antisemitischen und rassistischen Terrors in den Blick. Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen und rassistischen Motivation heraus versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um dort ein Blutbad anzurichten. Sein Eindringen scheiterte an der Tür der Synagoge. Der Attentäter erschoss danach eine Passantin und einen Mann in einem Imbiss. Am Montag wurde er vom Oberlandesgericht Naumburg zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
"Dem Hass des Täters müssen wir die Menschlichkeit und Solidarität unserer Gesellschaft entgegenhalten", sagte Franke. Die Überlebenden müssten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Er sicherte ihnen zu, weiter an ihrer Seite zu stehen: "Wir werden weiter für sie da sein, auch noch viele Jahre nach dem Anschlag."