München (epd). Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat das am Montag verkündete Urteil gegen den Attentäter von Halle begrüßt. Es sei "die einzig richtige Antwort auf ein beispielloses Verbrechen", erklärte sie am Montag. Mit der Höchststrafe hätten die Richter gezeigt, dass der Rechtsstaat gewalttätigen Antisemitismus mit aller Macht ahnde. "Die Verurteilung des Haupttäters darf aber keinen Schlussstrich unter die Aufarbeitung bedeuten", mahnte die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Der Synagogen-Attentäter Stephan B. wurde am Montag vom Oberlandesgericht Naumburg zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Knobloch betonte: "Bis heute ist schockierend, dass das Attentat überhaupt geschehen konnte." Auch über den Tattag hinaus sei klar, dass der Verurteilte die Morde zwar alleine begangen habe. "Aber ihn haben in seinem Hass und Antisemitismus zahlreiche Weggefährten und Verbündete im Geiste bestärkt, die bisher nicht belangt wurden." Der "digitale Sumpf des Hasses", in dem der Attentäter sich habe radikalisieren können, sei "nicht annähernd trockengelegt", kritisierte Knobloch.
Knobloch unterstrich die Bedeutung des Urteils für die jüdische Gemeinschaft: "Jom Kippur 2019 ist ein Datum, das die jüngere jüdische Geschichte in diesem Land in ein Davor und Danach teilt." Dass auch danach noch immer Teile der Gesellschaft und Parteien wie etwa die AfD offen Hass schürten, mache viele jüdische Menschen fassungslos: "Dieser Hass im öffentlichen Raum muss wirksam bekämpft werden, damit es in Zukunft nicht noch zu weiteren Anschlägen wie in Halle kommt."