Hannover (epd). Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung warnt vor einem verstärkten Bevölkerungswachstum durch die Corona-Pandemie. In einigen armen Ländern wie Kenia und Uganda werde eine enorme Zunahme von Teenager-Schwangerschaften registriert, weil Schulen geschlossen seien, sagte der Geschäftsführer Jan Kreutzberg. Die meisten der schwanger gewordenen Mädchen und jungen Frauen könnten nicht in die Schule zurückkehren. Viele lebten in Armut. "Aufklärungskampagnen und eine bessere Versorgung mit modernen Verhütungsmitteln sind jetzt wichtiger denn je - vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen." Auch der Zugang zu Bildung dürfe durch die Corona-Pandemie nicht erschwert werden.
In Afrika südlich der Sahara ist der Bedarf an modernen Verhütungsmitteln den Angaben zufolge nur zu 55,5 Prozent gedeckt. Das bedeute, dass beinahe die Hälfte der Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren nicht verhüten können, obwohl sie es gerne möchten. Weltweit liege der Anteil der Frauen und Mädchen, deren Bedarf an modernen Verhütungsmitteln gedeckt ist, bei 76,8 Prozent.
Mit durchschnittlich 4,7 Kindern, bekämen viele Frauen in Afrika südlich der Sahara mehr Kinder als sie möchten. "Verhütungsmittel sind auf der Welt ungleich verteilt", sagte Kreutzberg. Er forderte die Bundesregierung auf in Zusammenarbeit mit der internationalen Staatengemeinschaft den Zugang zu Verhütungsmitteln, Aufklärung und Gesundheitsdiensten in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen zu verbessern.
Auf der Erde leben nach Angaben der Stiftung zum Jahreswechsel rund 7,8 Milliarden Menschen. Damit sei die Bevölkerung in diesem Jahr um etwa 82 Millionen Menschen gewachsen. Das Wachstum liege derzeit pro Jahr bei 1,09 Prozent. Zwischen 1965 und 1970 hatte es mit 2,09 Prozent seinen Höchststand erreicht.
Gründe für den Rückgang seien vor allem die bessere Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln und bessere Bildungschancen für Frauen. Vor Beginn der Corona-Pandemie waren die UN davon ausgegangen, dass das jährliche Bevölkerungswachstum bis zum Jahr 2025 auf unter ein Prozent sinkt.