Berlin (epd). Mehrere Organisationen haben die Rückholung eines nach Afghanistan abgeschobenen Flüchtlings nach Berlin gefordert. Hintergrund ist ein laufender Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten wegen eines möglicherweise rassistisch motivierten Überfalls auf den Mann, in dem der afghanische Flüchtling als Hauptzeuge und Nebenkläger aussagen sollte, wie es in einer am Freitag in Berlin verbreiteten Pressemitteilung der Organisationen heißt.
An dem Überfall auf einem Berliner S-Bahnhof im April 2017 soll auch ein Polizist beteiligt gewesen sein. Das Überfallopfer, dessen richtiger Name in der Pressemitteilung nicht genannt wird, wurde den Angaben zufolge im März dieses Jahres nach Afghanistan abgeschoben, obwohl die Staatsanwaltschaft ihn als Zeugen benötigt habe.
Der Flüchtlingsrat Berlin, Pro Asyl und Reach Out sowie der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein fordern nun, das Überfallopfer mit dem Aliasnamen Jamil Ahmadi sofort nach Berlin zurückzuholen. Nach fast einjähriger coronabedingter Pause soll der Strafprozess am 20. Januar 2021 fortgesetzt werden.
Weiter fordern die Unterstützer Jamil Ahmadis, dass dieser ein sicheres Aufenthaltsrecht als Opfer einer rassistisch motivierten Gewalttat erhält. Er sei infolge des Überfalls schwer traumatisiert "und aus der Bahn geworfen" worden, hieß es: "Er wurde obdachlos, nahm Drogen und landete in Haft." Wegen mehrerer Straftaten, die ihm zur Last gelegt wurden, sei er schließlich abgeschoben worden, obwohl es nie zu einer Verurteilung gekommen sei und ein Gutachter ihn für schuldunfähig erklärt habe.