Baden-Baden (epd). Als "völlig unbegreiflich" hat der Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Berthold Dietsche, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission bezeichnet. Er kritisierte am Freitag im Radioprogramm SWR Aktuell, dass Hausärzte nicht vorrangig gegen Covid-19 geimpft werden sollen. Dabei hätten sie von früh bis spät Kontakt mit teils hochinfektiösen Erkrankten, sagte Dietsche.
Den Umgang der Politik mit den Hausärzten nannte Dietsche skandalös: "Wir hatten im März keine Schutzausrüstung, keine vernünftigen Informationen und wurden ständig mit neuen Verordnungen konfrontiert." Es fehle ihm jedes Verständnis, dass Hausärzte nun bei der Impfung nicht höchste Priorität hätten.
Die Allgemeinmediziner stünden seit neun Monaten "an der vordersten Front der Corona-Bekämpfung", gab der Verbandschef zu bedenken. "Ohne das System der Hausärzteschaft hätte das System überhaupt nicht funktioniert." Viele Kollegen seien älter als 60 Jahre und zählten damit zur Risikogruppe.