Die Menschen sind der Pandemie müde geworden. Noch dazu ist Winter. Was kann man machen, damit man besser durch diese Zeit kommt?
Boris Bornemann: Wir müssen jetzt noch mehr für uns selbst machen, weil wir weniger Kraft aus äußeren Dingen ziehen können. Wir sollten uns damit beschäftigen, was wir brauchen, damit es uns gutgeht. Ich nenne das Selbstfürsorge. Das kann auch mal die Netflix-Serie sein. Aber es gibt viele Alternativen. Meditation und Gebete etwa können uns helfen, mehr zu uns selbst zu finden und mit aufwallenden Gefühlen besser umzugehen.
Welche Tipps haben Sie als Profi für Selbstfürsorge für uns?
Bornemann: Spaziergänge in der Natur sind immer hilfreich. Es ist nachgewiesen, dass sie zur Entspannung beitragen und das Nervensystem beruhigen. Zudem senden Pflanzen bestimmte Botenstoffe aus, die unser Immunsystem anregen. Außerdem können meditative Tätigkeiten helfen, wie ein Musikinstrument zu spielen, zu nähen oder zu malen. Sie unterbrechen das Gedankenkarussell und erweitern unsere Fähigkeiten, was einen positiven Effekt hat, weil wir sonst im Moment das Gefühl haben, nicht voranzukommen. Ansonsten hilft es, Komfort zu schaffen: baden oder kochen. Sport ist natürlich wichtig. Und auch eine feste Tagesstruktur im Homeoffice oder ein Morgenritual.
Wie gelingt es, mit dem Gefühl des Vermissens klarzukommen?
Bornemann: Es ist jetzt vielleicht auch ein guter Moment, um das eigene Leben zu entrümpeln. Was vermisse ich wirklich? Wonach sehne ich mich? Es kann auch helfen, sich selbst Perspektiven zu schaffen. Die Kunst ist dabei, die Pläne und Hoffnungen leicht zu halten. Man sollte nicht in eine Schockstarre verfallen und sich sagen, "mein Leben geht erst weiter, wenn die Pandemie vorbei ist". Vielleicht kann man ja auch genießen, dass das Leben nicht so zugestopft ist wie sonst. Hinter einer initialen Panik lauert oft eine sehr wohltuende innere Stille. Wir sollten Vertrauen und Mut haben, die Leere auszuhalten. Aus ihr entwickeln wir oft kreative Einfälle und neue Perspektiven auf das Leben.