Berlin (epd). Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert die geringe Bereitschaft bei Ärzten und Pflegekräften, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. "Es überrascht mich, dass die Impfbereitschaft beim medizinischen Personal nicht deutlich höher ist und es eine so große Zurückhaltung gibt", sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte auf eine Umfrage verwiesen, wonach die Impfbereitschaft in Deutschland seit Frühjahr stetig gesunken ist und beim medizinischen Personal sogar geringer ist als beim Rest der Bevölkerung.
Vermutlich stehe dahinter die Überzeugung vieler Mediziner und Pflegekräfte, "nicht zur Hochrisikogruppe für eine Covid-19-Erkrankung zu gehören und sich durch Schutzkleidung besonders schützen zu können", sagte Lauterbach. "Ich persönlich würde mich auf jeden Fall impfen lassen, und zwar sowohl mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch mit dem von Moderna." Beide Impfstoffe seien sehr gut untersucht und gälten bisher als sehr sicher.
Einen Impfzwang lehnte der SPD-Politiker ab. "Ich bin gegen eine Corona-Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen, also auch nicht für Ärzte und anderes medizinisches Fachpersonal." Eine Impfung gegen Covid-19 müsse die freiwillige Entscheidung jedes einzelnen sein.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), glaubt, dass die Impfbereitschaft zunimmt, sobald verlässliche Impfstoffe zugelassen sind. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Impfbereitschaft des medizinischen Personals steigen wird, wenn es ein konkretes Impfangebot gibt", sagte Schmidtke den Funke-Zeitungen. Sie appelliere eindringlich gerade auch an die Menschen in den Gesundheitsberufen, die prioritär geimpft werden können, diese Möglichkeit auch zu nutzen. Es gehe nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um den der Patienten. Ärzte hätten bei der Eindämmung der Pandemie eine wichtige Vorbildfunktion. Eine Impfpflicht werde es aber auch für medizinische Berufsgruppen nicht geben.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund geht davon aus, dass viele Ärzte grundsätzlich zu einer Impfung bereit sind. Je eindeutiger das Wirkspektrum des Impfstoffes feststehe, desto größer werde auch die Impfbereitschaft sein, sagte die Vorsitzende, Susanne Johna, den Zeitungen. "Sobald die in Rede stehenden Impfstoffe gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 abschließend geprüft und zugelassen worden sind und die Impfungen in großer Zahl durchgeführt werden können, lässt sich besser beantworten, ob eine Impfung nicht nur vor einer schweren Erkrankung schützt, sondern auch die Übertragung des Virus auf andere reduzieren oder sogar verhindern kann."