Genf (epd). Bis vor der Corona-Pandemie haben sich der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sieben der zehn Haupttodesursachen auf nichtübertragbare Krankheiten zurückführen lassen. Vor zehn Jahren waren es noch vier, wie die WHO am Mittwoch in Genf mitteilte. Das weise klar darauf hin, dass die Anstrengungen bei Prävention und Behandlung von Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes oder chronischen Atemwegserkrankungen verstärkt werden müssten. Auch auf die Behandlung von Verletzungen müsse ein stärkerer globaler Fokus gelegt werden.
An erster Stelle der Todesursachen stehen laut den Globalen Gesundheitsschätzungen 2019 weiter Herzkrankheiten, wie auch über die vergangenen 20 Jahre hinweg. Sie hätten 2019 in fast neun Millionen Fällen zum Tode geführt und damit rund 16 Prozent der etwa 55,4 Todesfälle weltweit ausgemacht. Auf den Stellen zwei und drei folgten Schlaganfälle und nicht übertragbare Lungenerkrankungen. Zu den häufigsten Todesursachen zählen inzwischen auch Alzheimer und andere Formen von Demenz. In den WHO-Regionen Amerika und Europa seien diese sogar an dritter Stelle gestanden, erklärte die Weltgesundheitsorganisation.
Unter den übertragbaren Krankheiten waren Lungenentzündungen und andere Krankheiten des Atemtrakts führende Todesursache. Insgesamt wurden sie an vierter Stelle der Ursachenliste eingeordnet. Im Vergleich zu 2000 seien dabei die Todeszahlen zurückgegangen, wie etwa auch bei Aids, erklärte die WHO. In armen Ländern seien die übertragbaren Krankheiten aber weiter für viele Tote verantwortlich: So seien in Afrika bei den Haupttodesursachen weiter sechs von zehn auf übertragbare Krankheiten zurückzuführen, darunter Malaria, Tuberkulose und HIV/Aids.
Die WHO verwies auch darauf, dass infolge der Corona-Pandemie Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Atemwegsproblemen größeren Risiken von Komplikationen und Tod ausgesetzt seien. Bislang habe es bereits mehr als 1,5 Millionen bestätigte Covid-19-Todesfälle gegeben.
"Diese neuen Schätzungen sind eine weitere Mahnung, dass wir die Vorsorge, Diagnose und Behandlung nichtübertragbarer Krankheiten schnell intensivieren müssen", erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Basis dafür müsse eine starke Gesundheitsgrundversorgung sein. Darauf stütze sich alles, "vom Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten bis zum Umgang mit einer globalen Pandemie".