Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für die Umsetzung eines harten Lockdowns über den Jahreswechsel zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgesprochen. Mit Blick auf am Dienstag veröffentlichte Empfehlungen der Wissenschaftsakademie Leopoldina sagte die Kanzlerin am Mittwoch im Bundestag, man tue gut daran, das, was die Wissenschaft sage, auch umzusetzen. "Nehmen wir das ernst", sagte sie. Sie halte die Empfehlung für richtig, in einer Phase ab dem 24. Dezember bis vielleicht 10. Januar auch Geschäfte und Schulen zu schließen. Zudem plädierte sie dafür, die Weihnachtsferien schon am 16. Dezember beginnen zu lassen.
Die Leopoldina hatte sich dafür ausgesprochen, ab Anfang nächster Woche Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß zu reduzieren, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen. Ab dem 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar soll nach ihrer Forderung in ganz Deutschland ein "harter Lockdown" gelten.
Merkel sagte, das Ziel sei weiter eine Zahl von maximal 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. "Sonst entgleitet uns die Pandemie immer und immer wieder", sagte sie. Diese sogenannte Inzidenz lag am Mittwoch bei einem Wert von 149. Der Wert von 50 gilt als Grenze für die Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten durch die Gesundheitsämter.
Zugleich dämpfte Merkel Hoffnungen auf schnelle Erfolge von Impfungen im Kampf gegen das Coronavirus. Zwar werde die zügige Impfung von Risikogruppen Anfang kommenden Jahres beginnen, man werde aber im Winterquartal "noch nicht so viele Impfungen durchführen können, dass wir eine signifikante Veränderung in der Bevölkerung sehen werden", sagte die Kanzlerin.
Es gebe nun die Chance, hochbetagte Menschen und Pflegekräfte zu impfen und dort einen Effekt zu erreichen, wo es die meisten Todesfälle gebe, sagte die Regierungschefin. Ihr sei bewusst, unter welch unglaublichem Druck die Pflegekräfte und die Pflegebedürftigen stünden. Zugleich nähmen die Infektionen in den Alters- und Pflegeheimen besorgniserregend zu.
Merkel kritisierte auch die Berliner Entscheidung, Hotels über Weihnachten für Familienbesuche zu öffnen. Sie halte das für falsch. Auch Glühwein- und Waffelstände sieht sie kritisch. Dies vertrage sich nicht mit der Vereinbarung, Essen nur zum Mitnehmen zu erlauben, sagte sie. Es tue ihr "im Herzen leid", dass dies im Moment nicht möglich sei. Der Preis sei derzeit aber eine Todeszahl von mehr als 500. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte am Mittwoch mit 590 den bisherigen Höchstwert von an einem Tag an oder mit dem Coronavirus verstorbenen Patienten gemeldet.
Merkel äußerte sich in ihrer Rede vor dem Parlament überzeugt davon, dass die große Mehrheit der Bevölkerung die Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie weiter einhalten wird. Der wichtigste Schlüssel gegen das Coronavirus seien nicht Verbote, Schließungen und Kontrollen, auch wenn dies an vielen Stellen sein müsse. "Der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus bei uns ist das verantwortliche Verhalten jedes Einzelnen und die Bereitschaft zum Mitmachen", sagte die Kanzlerin.
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