Magdeburg (epd). Im Prozess gegen den Synagogen-Attentäter Stephan B. haben am Dienstag in Magdeburg weitere Nebenklagevertreter ihre Schlussvorträge gehalten. Anwalt Tobias Böhmke schloss sich dem Plädoyer der Bundesanwaltschaft an und betonte zugleich, dass politische Agitation in einem Gerichtssaal nichts zu suchen habe. An den Angeklagten gerichtet sagte er: "Sie sind kein politischer Angeklagter. Sie sind ein Mörder." Nach seiner Einschätzung kennt der Angeklagte das Rechts- und Wertesystem genau und entschied sich bewusst dagegen.
In der vergangenen Woche hatten an zwei Prozesstagen bereits 13 Nebenklagevertreter plädiert. Der seit Juli laufende Prozess vor dem Oberlandesgericht Naumburg findet aus Sicherheits- und Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt. Insgesamt gibt es 45 Nebenkläger, die von 23 Anwälten vertreten werden. Die Bundesanwaltschaft fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe und anschließende Sicherheitsverwahrung für den Rechtsterroristen. Eine Besucherin aus der Synagoge appellierte in ihrem Schlussvortrag, den Namen des Angeklagten und sein Bild nicht zu verbreiten: "Enough is enough."
B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen Motivation heraus versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um dort ein Blutbad anzurichten. Zu dem Zeitpunkt hielten sich dort 51 Menschen auf, um gemeinsam den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu feiern. B. scheiterte an der Tür zum Gelände, erschoss dann die 40-jährige Jana L. auf der Straße und den 20-jährigen Kevin S. in einem Döner-Imbiss und verletzte weitere Menschen. Ein Urteil wird für den 21. Dezember erwartet.