Gütersloh (epd). Fast die Hälfte aller Frauen (49 Prozent) in Deutschland beklagt eine hohe körperliche und psychische Belastung durch die aktuelle Corona-Situation. Unter den Männern fühlt sich weniger als ein Drittel (30 Prozent) besonders belastet, wie eine am Donnerstag in Gütersloh im Auftrag der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Umfrage ergab. Das Marktforschungsunternehmen Ipsos interviewte dafür im Mai 537 Frauen und 523 Männer online.
Insgesamt 69 Prozent der befragten Frauen kümmern sich der Umfrage zufolge überwiegend um die Hausarbeit, bei den Männern ist es knapp jeder Zehnte (11 Prozent). Während fast jeder zweite Mann (48 Prozent) die Hausarbeit gleich verteilt sieht, ist es bei den Frauen nur jede vierte (24 Prozent).
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in anderen Feldern. So betreut und unterstützt eine Mehrheit der befragten Frauen (51 Prozent) nach eigenen Angaben überwiegend die schulpflichtigen Kinder, bei den befragten Männern sind es nur 15 Prozent. Die Termine der Kinder koordinieren überwiegend 66 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer. Essen kochen demnach überwiegend 62 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer.
Jede zweite Frau (50 Prozent) erklärte, dass schon vor Corona die Hausarbeit und Kinderbetreuung nicht gleichmäßig verteilt war, bei den Männern waren es 39 Prozent. Während die Hälfte der Frauen (49 Prozent) die Auffassung vertritt, dass die Aufteilung von Care-Arbeit und Erwerbsarbeit zukünftig wieder zulasten der Frau geht, stimmt dem nur jeder dritte Mann (33 Prozent) zu. Mehr als die Hälfte der Männer (54 Prozent) widerspricht dieser Einschätzung sogar - unter den Frauen sind es 29 Prozent.
"Insofern hat die Corona-Pandemie weniger einen Rückfall in traditionelle Rollen verursacht, sondern scheint vielmehr ans Licht zu bringen, dass die traditionelle Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen in Deutschland bisher so gut wie gar nicht aufgebrochen war", schreibt Bertelsmann-Autorin Barbara Würzen. In normalen Zeiten übernähmen Kitas, Dienstleister oder Großeltern viele Aufgaben, die als traditionell weiblich gelten. In Krisenzeiten fielen diese dann wieder den Frauen zu. Männer und Frauen sollten sich mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen und die Aufgabenverteilung in der Familie besprechen, fordert sie.