Trier (epd). Einen Tag nach der Amokfahrt eines 51-Jährigen in Trier haben am Mittwoch Hunderte Menschen vor dem Wahrzeichen Porta Nigra der Toten und Verletzten gedacht. "Es ist ein trauriger Tag, und eine Nacht hat nicht geholfen", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). "Das große Leid, das durch dieses Attentat verursacht wurde, können wir nicht ungeschehen machen, aber wir können den Trauernden und Verletzten versichern, sie sind in ihrem Schmerz nicht allein." Für Donnerstag ist in der Stadt zur Tatzeit 13.46 Uhr ein gemeinsames Trauern mit Läuten aller Kirchenglocken geplant.
Am Dienstagnachmittag hatte ein Mann aus der Nähe von Trier ein Auto durch die Fußgängerzone gelenkt und dabei zahlreiche Menschen erfasst. Fünf Menschen starben, weitere wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Unter den Todesopfern sind ein neuneinhalb Wochen altes Mädchen und ihr Vater. Die Polizei nahm den Fahrer wenige Minuten nach der Tat fest. Sein Motiv ist laut Polizei unklar.
Kein Wort könne den Verlust und das Leid derer erfassen, die trauern, die verletzt wurden oder fortan mit dem, was sie erlebt haben, umgehen müssten, erklärte Dreyer. Die Landesregierung werde mit ihrem Opferschutzbeauftragten Detlef Placzek eine Trauma-Ambulanz bereitstellen und Kontakt mit Opfern und traumatisierten Menschen aufnehmen. "Wir wissen, dass auch die Wunden an der Seele schnell und professionell behandelt werden müssen, damit auch sie, wie körperliche Verletzungen, wieder heilen können", betonte sie.
Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) bedankte sich für die große Anteilnahme. "Lassen Sie uns diese Solidarität, die ich hier gerade erlebe aufrecht erhalten für die nächsten Wochen und Monate", betonte er. "Wir brauchen uns, wir brauchen uns gegenseitig." Menschliche Nähe sei trotz der coroanabedingten Distanz "der entscheidende Faktor". "Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht", sagte Leibe.
Der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Trier, Jörg Weber, und der Trierer Weihbischof Josef Gebert gestalteten ein ökumenisches Gebet vor der Porta Nigra. "Trauer braucht Zeit, Trauer braucht Raum, Trauer braucht einen Ort", sagte Weber. "Deshalb sind wir heute Morgen hier, um der Trauer Zeit und Raum zu geben." Es sei noch nicht zu fassen, was geschehen sei. "Wir sind im Innersten getroffen", betonte der Theologe. Die Trierer Polizei kündigte auf Twitter an, den Tag über im Innenstadtbereich präsent und ansprechbar zu sein.
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat eine Trauerseite im Internet erstellt, auf der virtuelle Kerzen angezündet und Gedenkworte hinterlassen werden können. Das Bistum Trier verweist auf einer speziellen Internetseite auf Gesprächsangebote und seelsorgerische Begleitung für Betroffene.
Bereits am Dienstagabend hatten sich mehr als 100 Menschen im Trierer Dom für ein ökumenisches Gebet mit Weber und dem Trierer Bischof Stephan Ackermann versammelt. Er sei fassungslos und traurig angesichts der "brutalen Gewalttat", hatte Ackermann erklärt. Nicht nur Trier stehe unter Schock.
Auch weitere kirchliche Vertreter hatten sich am Dienstagabend erschüttert geäußert. "In dieser Stunde von Sprachlosigkeit und Trauer bin ich den Opfern, den Verstorbenen, Verletzten und den Angehörigen verbunden", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, schrieb bei Facebook, er bete, dass die Angehörigen der Opfer Stärkung erfahren und die Verletzten wieder gesund werden.