Hamburg/Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinen Wunsch nach einer offiziellen Trauer-Veranstaltung für die Corona-Opfer bekräftigt. "Um all das als Gesellschaft besser zu verarbeiten, wünsche ich mir - zu gegebener Zeit - ein öffentliches Trauergedenken für die vielen Toten der Corona-Pandemie und ihre Angehörigen, die häufig noch nicht einmal Beistand leisten konnten", sagte Steinmeier der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit".
Viele Menschen seien einen "bitteren, einsamen Tod gestorben", fügte der Bundespräsident hinzu. Vor lauter medizinischen und hygienischen Fragen, finanziellen und wirtschaftlichen Herausforderungen gebe es in dieser Pandemie etwas, das bislang nicht sehr viel besprochen worden sei, "das aber einen tiefen Eindruck auf uns alle hinterlässt: Wir alle sind jetzt seit langer Zeit wieder ernsthaft mit der Verletzlichkeit unseres Lebens konfrontiert".
Steinmeier: "Nun erleben wir, dass der Kern des Daseins das Angewiesensein auf andere ist. Viele erleben das als Angriff auf ihr Selbstwertgefühl, als Verunsicherung, und bei manchen ruft das Ablehnung hervor."
Zu den Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen sagte Steinmeier, zu einer freiheitlichen Demokratie gehöre das Recht zum Protest. "Und natürlich befinden sich unter den Demonstranten nicht nur Ignoranten und Leugner, sondern auch Menschen, die sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sehen oder die die Wirksamkeit von Maßnahmen anzweifeln", erklärte der Bundespräsident: "Mein Verständnis hört aber auf, wenn Antisemitismus und Extremismus sich in das Gewand des Corona-Protests hüllen. Ich zwinge mich dann, mir zu sagen: Das ist unerträglich, aber es ist nur eine kleine Minderheit."
Die Ablehnung der Corona-Maßnahmen habe "bei manchen den Charakter eines säkularen Glaubensbekenntnisses angenommen, einer in sich geschlossenen Welt, in die man von außen nur noch schwer reinkommt", sagte Steinmeier.
Auch die Bundesregierung hatte Überlegungen für ein staatliches Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie begrüßt. "Ich denke, das ist es wert, dass man darüber redet", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Er reagierte damit auf den Vorschlag des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, des Limburger Bischofs Georg Bätzing, einen Gedenktag für die Opfer einzurichten.