Magdeburg (epd). Im Prozess gegen den Synagogen-Attentäter von Halle haben am Mittwoch die Nebenkläger ihre Plädoyers fortgesetzt. Eine Anwältin der Nebenklage kritisierte das Schweigen und Wegsehen der Familie des Angeklagten. "Die Eltern tragen eine große moralische Verantwortung", betonte sie. Der Prozess vor dem Oberlandesgericht Naumburg findet aus Sicherheits- und Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt.
Die Nebenklagevertreter haben sich der Bundesanwaltschaft weitgehend angeschlossen und fordern eine lebenslange Freiheitsstrafe und anschließende Sicherheitsverwahrung für den Angeklagten. Ein Nebenklagevertreter sprach von einem der schlimmsten antisemitischen Verbrechen der Nachkriegszeit. Der Attentäter sei aus blankem Hass auf Menschen zur Synagoge gefahren. Seine Absicht, mehr als 50 Menschen zu töten, Mütter, Väter, Erwachsene und Kinder, sei "an Abscheulichkeit nicht zu überbieten".
Insgesamt gibt es 43 Nebenkläger, die von 21 Anwälten vertreten werden. Die Bundesanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer für den Rechtsterroristen eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung gefordert, unter anderem wegen zweifachen Mordes, versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiterer Straftaten wie Volksverhetzung und Körperverletzung. Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um dort ein Blutbad anzurichten. Er scheiterte an der Tür, erschoss dann die 40-Jährige Jana L. auf der Straße und den 20-jährigen Kevin S. in einem Döner-Imbiss und verletzte weitere Menschen.