Berlin (epd). Wegen der Corona-Pandemie ist die Zahl humanitärer Aufnahmen von Flüchtlingen in diesem Jahr stark zurückgegangen. Bis Ende September hätten nur 15.000 Schutzsuchende über sogenannte Resettlement-Programme eine dauerhafte Unterkunft in einem sicheren Staat erhalten, teilte der deutsche Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Frank Remus, am Dienstag in Berlin mit. Im Vergleichzeitraum 2019 seien es mehr als 50.000 Aufnahmen gewesen. Die aktuelle Zahl befindet sich nach UNHCR-Angaben auf einem 20-Jahres-Tief.
Über Resettlement werden anerkannte und besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufgenommen, die weder in ihr Heimatland zurückkehren können, noch im derzeitigen Aufnahmestaat auf Dauer bleiben können. Das betrifft beispielsweise Kranke, Frauen, die in Flüchtlingslagern Gewalt und Übergriffen ausgesetzt sind, oder Familien mit kleinen Kindern. Die Betroffenen werden vom UNHCR ausgewählt.
Die EU hatte für dieses Jahr 30.000 Plätze für das Resettlement zugesagt, 5.500 davon Deutschland. Knapp 1.400 dieser Flüchtlinge kamen nach UNHCR-Angaben bislang in diesem Jahr tatsächlich in die Bundesrepublik. Mit den Einreisebeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie wurden die humanitären Aufnahmeprogramme zeitweise komplett ausgesetzt. Seit Ende September finden den Angaben nach wieder Einreisen statt.
Weltweit liege der Bedarf an Resettlement-Plätzen bei mehr als 1,4 Millionen, sagte Remus. 2019 seien insgesamt 63.000 Menschen über diese Programme aufgenommen worden, weniger als fünf Prozent des globalen Bedarfs, ergänzte er.
Der UNCHR-Vertreter in Deutschland zeigte Verständnis für die komplizierte Situation, die auch die Arbeit der UNHCR-Vertreter in den betreffenden Staaten stark einschränke. Dennoch hofft er nach eigenen Worten auf eine Erhöhung der Plätze in weiterer Zukunft nach der Pandemie. Dies für 2021 zu erwarten, sei unrealistisch, sagte Remus. Es bleibe aber dabei, dass Resettlement Ausdruck internationaler Verantwortungsteilung sei, betonte er.