Magdeburg (epd). Im Prozess gegen den Synagogen-Attentäter von Halle, Stephan B., haben am Dienstag die ersten Nebenkläger ihre Plädoyers gehalten. Der Nebenklagevertreter der Mutter des ermordeten Kevin S., Christian Eifler, wollte auf einen umfangreichen Schlussvortrag verzichten. Dies geschehe auch mit Rücksicht auf seine Mandantin, die das erste Mal im Gericht erschienen war. B. habe Kevin S. kaltblütig erschossen und der Mutter auf "ekelhafteste und perverse Weise ihr Kind genommen". Eifler bat darum, die gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit B. nie wieder in Freiheit komme.
Der Anwalt des Vaters von Kevin S., Erkan Görgülü, sagte, B. habe Kevin S. qualvoll hingerichtet. Stephan B. hätte alle Voraussetzungen für ein lebenswertes Leben gehabt. Der Staat, den B. ablehnte, die gesamte Gesellschaft habe ihm das Leben gerettet, indem seine Operation von der Krankenkasse bezahlt worden sei, und der Staat werde ihn auch künftig ernähren, sagte Görgülü.
Görgülü stellte keinen konkreten Antrag, aber er betonte: "Dieser Mann ist gefährlich, er war es, er ist es und er macht keinen Hehl daraus." Er dürfe nie wieder auf freien Fuß kommen. Er schloss seinen Vortrag mit den letzten Worten von Kevin S.. Er hatte mehrfach gefleht, bevor er erschossen wurde: "Nein, bitte nicht. Nein, nein, bitte nicht."
B. hatte am 9. Oktober 2019 versucht, 51 Menschen zu töten, die in der Synagoge von Halle den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur feierten. Er scheiterte an der Tür zum Synagogen-Gelände, erschoss dann eine 40-Jährige Passantin und den 20-jährigen Kevin S. in einem Döner-Imbiss und verletzte weitere Menschen.