Berlin, São Paulo (epd). Bei den Regionalwahlen in Brasilien hat Staatschef Jair Bolsonaro mit den von ihm unterstützten Kandidaten Niederlagen erlitten. In den Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro siegten in der Stichwahl am Sonntag (Ortszeit) Kandidaten des konservativ-gemäßigten Spektrums. Der evangelikale Pastor und amtierende Bürgermeister von Rio de Janeiro, Marcelo Crivella, unterlag seinem Vorgänger Eduardo Paes von der Partei PMDB. In São Paulo war bereits im ersten Wahlgang der von Bolsonaro unterstützte rechtskonservative TV-Moderator Celso Russomanno gescheitert.
Die Stichwahl gewann Amtsinhaber Bruno Covas mit rund 59 Prozent der Wählerstimmen gegen den linken PSOL-Politiker und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, Guilherme Boulos, der auf rund 40 Prozent kam. Covas hatte Bolsonaro noch im Wahlkampf 2018 unterstützt, sich aber mit Beginn der Corona-Pandemie von ihm distanziert. Mit dem Einzug von Boulos in die Stichwahl konnte die PSOL die traditionelle Vorherrschaft der linksgerichteten Arbeiterpartei PT brechen.
Nach einem Bericht der Zeitung "Folha de São Paulo" hatte Bolsonaro insgesamt 63 Kandidaten bei den Regionalwahlen seine Unterstützung zugesagt und für sie Wahlkampf gemacht. Davon seien nur 16 gewählt worden - 11 Stadtverordnete und 5 Bürgermeister. Die Kommunalwahlen gelten als Stimmungstest nach knapp zwei Jahren Amtszeit von Bolsonaro, der 2022 seine Wiederwahl anstrebt.
Auch Brasiliens linksgerichtete Arbeiterpartei PT konnte bei den Wählern nicht punkten. In keiner einzigen Hauptstadt eines Bundesstaates stellt die von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gegründete Partei einen Bürgermeister. Auch bei den Stadtverordneten verlor sie. Lediglich im Großraum São Paulo errang sie in zwei Großstädten Bürgermeisterposten.