Frankfurt a.M. (epd). Die Bundesländer haben damit begonnen, Zentren für bevorstehende Massen-Impfungen mit einem Corona-Impfstoff aufzubauen. In den meisten Ländern sollen nach einer bundesweiten Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Impfzentren ab Mitte Dezember einsatzbereit sein. Offen ist allerdings, ob das Serum, mit dem die Pandemie bekämpft werden soll, bis dahin bereits zugelassen und verfügbar ist. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte, der tatsächliche Impfbeginn hänge von vielen Faktoren ab. Es gebe zwar vielversprechende Präparate, dies lasse hoffen, "aber auf den genauen Zeitpunkt haben wir keinen Einfluss".
Vereinbart ist, dass der Bund den Impfstoff beschafft. Nach Umfragen sind etwa 70 Prozent der Bevölkerung bereit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Klar ist, dass die Mengen an Impfstoff zunächst bei weitem nicht ausreichen werden, um in wenigen Wochen knapp 60 Millionen Menschen zu impfen. Deshalb sollen die in den Zentren tätigen Ärzte zunächst mit dem Impfen von Risikogruppen beginnen. Das sind vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. An zweiter Stelle steht das Personal von Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Die bundesweit flächendeckend einzurichtenden Zentren haben eine Brückenfunktion. Sie sollen so lange die Massenimpfung übernehmen, bis die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland diese Aufgabe weiterführen können. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) nannte die geplante Durchimpfung "eine gemeinsame Kraftanstrengung".
Der epd-Umfrage zufolge wird in der Regel pro Landkreis beziehungsweise kreisfreier Stadt ein Impfzentrum errichtet. Ausnahmen sind Großstädte: Dort wird es mehr als ein Zentrum geben, der Berliner Senat etwa plant in der Millionenstadt sechs solcher Einrichtungen. Zusätzlich zu den stationären Zentren würden mobile Teams bewegungseingeschränkte Menschen in Betreuungseinrichtungen oder auch zu Hause aufsuchen, um sie zu impfen, hieß es.
In Nordrhein-Westfalen soll es mindestens 53 Impfzentren geben - pro Kreis oder kreisfreier Stadt mindestens eins. Die Städte und Kreise müssen geeignete Räume zur Verfügung stellen und ausstatten, außerdem stellen sie nichtmedizinisches Personal wie Wachleute und Personal für die Anmeldungen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, er sei optimistisch, dass die Vorbereitungen bis Weihnachten abgeschlossen sind.
In Bayern sollen bis Mitte Dezember mindestens 96 Corona-Impfzentren in allen Landkreisen und kreisfreien Städten einsatzbereit sein. Im Freistaat werden die Landkreise und kreisfreien Städte die Impfzentren in Eigenregie betreiben und sich auch um Personal kümmern. Der Betrieb oder einzelne Leistungen könnten aber auch an externe Dienstleister vergeben werden, erläuterte Ministerin Huml.
In Niedersachsen sollen nach den Plänen des Gesundheitsministeriums bis zum 15. Dezember 60 Impfzentren einsatzbereit sein. Im Schnitt steht damit ein Impfzentrum für 150.000 Einwohner zur Verfügung. Die Rekrutierung des ärztlichen Impfpersonals wird das Land in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung ebenso übernehmen wie die Verteilung des Impfstoffs.
In Hessen sollen die Impfzentren an sieben Tagen der Woche täglich rund 1.000 Impfungen vornehmen. Laut Umfragen sind in Hessen etwa zwei Drittel der Bevölkerung impfwillig. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) rechnet damit, dass in einem Zeitraum von acht bis neun Monaten die Covid-19-Impfungen erfolgt sind.
Ziel der baden-württembergischen Landesregierung ist es, dass pro Regierungsbezirk zwei bis drei sogenannte "Zentrale Impfzentren" ab 15. Dezember so weit aufgebaut sind, dass Impfungen stattfinden könnten. Für sie ist eine Betriebsbereitschaft ab dem 15. Januar geplant.
In Thüringen sollen die Impfzentren bis Mitte Dezember einsatzbereit sein. Nach Anlieferung des Impfstoffs wird es nach Einschätzung des Sozialministeriums noch zwei Wochen dauern, bis mit den Impfungen auch tatsächlich begonnen werden kann. In Thüringen soll nach vorheriger Terminvergabe geimpft werden.
"Wir werden bereit sein, sobald ein Covid-19-Impfstoff verfügbar ist", sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) dem epd. Als Orientierungswert gilt, dass ein Impfzentrum pro rund 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern entstehen soll.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Glawe strebt mindestens 5.000 Impfungen pro Impftag an. Glawe sagte: "Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung. Es geht beispielsweise auch um aktive oder im Ruhestand befindliche Ärztinnen und Ärzte, Betriebsärzte und -ärztinnen, Fachkräfte im Rettungsdienst oder Studierende, die aktiv an Impfaktionen in Impfzentren mitwirken."
In Berlin werden nach Angaben des Senats sechs Impfzentren in verschiedenen Bezirken eingerichtet. Der Senat geht von 450.000 Impflingen aus, die zwei Mal erscheinen müssen. Für Hamburg wird nur ein zentrales Impfzentrum errichtet, das in der Spitze eine Kapazität von über 7.000 Impfungen pro Tag vorhalten wird.
epd lde/mj jup