Berlin (epd). Die fortgesetzte Schließung von Kultureinrichtungen im Rahmen der Corona-Maßnahmen stößt auf Verständnis, aber auch Kritik. Zugleich wird die Forderung laut, Theater, Museen, Konzerthäuser und Kinos im neuen Jahr schnell wieder zu öffnen. So spricht sich die Direktorin des Berliner Instituts für Museumsforschung, Patricia Rahemipour, für die Wiederöffnung der Museen trotz Pandemie aus. Museen seien wichtige Orte der Bildung, böten soziale Räume für den Austausch, aber auch für besinnliche Momente, sagte Rahemipour in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
In den vergangenen Monaten hätten die Häuser sehr viel in Hygienekonzepte und in die Besucherlenkung investiert. "Es wurde alles getan, um die Gesundheit der Menschen zu schützen", sagte Rahemipour. "Wir müssen jetzt gegenüber der Politik die Stimme erheben", forderte die Museumsexpertin. Zugleich warnte sie davor, dass einige Häuser und Einrichtungen die Pandemie nicht überleben werden. Die Mehrzahl der rund 7.000 Museen in Deutschland werde nicht staatlich finanziert.
Für die Kreativen sei es bitter, auch im Dezember ihre Kunst vielfach nicht ausüben zu können, bedauerte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Donnerstag in Berlin. Die Kultureinrichtungen seien die ersten gewesen, die wegen der Pandemie schließen mussten - "sie dürfen nicht die letzten sein, die wieder öffnen dürfen", mahnte Grütters.
Die Kulturszene verhalte sich seit Beginn der Pandemie sehr solidarisch, obwohl sie in ihrem Lebensnerv getroffen sei und ein großes Opfer bringe. Viele Kultureinrichtungen hätten in den vergangenen Monaten auch mit Unterstützung des Bundes vorbildliche Hygienekonzepte und Abstandsregelungen entwickelt.
Grütters nannte es aber auch ein wichtiges Signal, dass in dem Bund-Länder-Beschluss von Mittwochabend erstmals ausdrücklich klargestellt sei, dass die Einrichtungen wegen des Rangs der Kunstfreiheit öffnen dürfen, sobald dies unter Beachtung der Infektionslage wieder möglich sein werde. Laut Beschluss werden die Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens bis mindestens 20. Dezember verlängert und nochmals verschärft.
Die Deutsche Orchestervereinigung sieht jetzt die Kulturministerinnen und -minister der Länder in der Pflicht. Der Dachverband forderte eine stärkere Differenzierung und Prüfung der Verhältnismäßigkeit bei der Beschneidung der Freiheit von Kunst. Einen Konzert- oder Theaterbetrieb könne man nicht von einem auf den anderen Tag wieder hochfahren, sondern benötigte einen Vorlauf von mehreren Wochen. Daher sei es legitim, jetzt verlässliche Perspektiven und Lockerungsszenarien für die ersten Monate des neuen Jahres einzufordern.
Auch der Deutsche Kulturrat bedauerte die weiteren Schließungen. "Aber wir sehen auch, dass das Infektionsgeschehen es noch nicht zulässt, den Lockdown zu beenden", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Der Kulturbereich sei fast durchgängig seit März im Lockdown. "Es muss jetzt geklärt werden, wie lange wir noch diese Sonderlasten tragen müssen, oder ob nicht auch andere Bereiche, wie zum Beispiel der Handel, einen Teil der notwendigen Beschränkungen übernehmen sollten", sagte Zimmermann. Der Kulturbereich müsse so schnell wie möglich wieder geöffnet werden.