Berlin (epd). Die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner haben in den vergangenen Jahren von der guten Wirtschaftsentwicklung profitiert. Das geht aus dem Alterssicherungsbericht hervor, den das Bundeskabinett zusammen mit dem Rentenversicherungsbericht am Mittwoch in Berlin beschlossen hat. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte, im Durchschnitt seien die Haushaltsnettoeinkommen der Älteren von 2015 bis 2019 um 14 Prozent gestiegen und damit stärker als die Preise mit fünf Prozent im selben Zeitraum.
Dem Alterssicherungsbericht zufolge erreichen Ehepaare im Durchschnitt ein Netto-Gesamteinkommen aus ihrer Alterssicherung und anderen Einnahmen von 2.907 Euro im Monat. Männer über 65 Jahre beziehen im Durchschnitt 1.816 Euro im Monat, Frauen durchschnittlich 1.607 Euro. Damit liegen die Gesamteinkünfte deutlich über der gesetzlichen Altersrente von derzeit rund 950 Euro im Monat, weil die Senioren noch andere Einkünfte haben. Rund drei Prozent der Rentnerinnen und Rentner sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen, weil ihre Rente nicht für das Existenzminimum ausreicht.
Die Rentenerhöhungen der vergangenen Jahre werden sich im kommenden Jahr indes nicht fortsetzen. Die Renten würden aber 2021 dank der Rentengarantie auch nicht sinken, versicherte Arbeitsminister Heil. Die Deutsche Rentenversicherung teilte mit, von 2015 bis 2019 seien die Renten der Männer um 9,6 Prozent und die der Frauen um 17,5 Prozent gestiegen. Grund für die Steigerung sei die positive Lohnentwicklung in den vergangenen Jahren. Bei den Frauen habe sich zusätzlich die Einführung der Mütterrente ausgewirkt.
Laut Rentenversicherungsbericht wird der Beitragssatz in den beiden kommenden Jahren weiter bei 18,6 Prozent des Bruttoeinkommens liegen. Im Jahr 2023 steigt er auf 19,3 Prozent und in den Jahren 2024 und 2025 auf 19,9 Prozent, also nicht über die für die Jahre bis 2025 beschlossene Obergrenze von 20 Prozent.
Die in den vergangenen Jahren hohen Rücklagen der Rentenversicherung werden dem Rentenversicherungsbericht zufolge sinken, bereits in diesem Jahr um 4,2 Milliarden auf 36,3 Milliarden Euro.
Der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Weiß, erklärte, die gesetzliche Rentenversicherung bleibe für die meisten Bürger die wichtigste Säule der Alterssicherung, doch seien die Einkünfte der Senioren vielfältig. Als Probleme benannte Weiß die unzureichende Alterssicherung vieler Selbstständiger, die dadurch von Altersarmut bedroht seien sowie die Stagnation bei Betriebs- und Riester-Renten. Sie müssten vereinfacht und insbesondere Geringverdienern leichter zugänglich gemacht werden, forderte Weiß. Die beteiligten Bundesministerien dürften nicht länger auf der Bremse stehen.
Die Bundesregierung ist verpflichtet, jedes Jahr einen Rentenversicherungsbericht zu veröffentlichen. Er gibt Auskunft über die voraussichtliche finanzielle Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung in den kommenden fünf Jahren und enthält Modellrechnungen für die kommenden 15 Jahre. Bis zur Angleichung 2025 wird zudem über die Renten in Ostdeutschland gesondert berichtet. Der Alterssicherungsbericht wird einmal pro Wahlperiode vorgelegt und ergänzt den Rentenversicherungsbericht. Er bietet einen größeren Überblick, so etwa über die Verbreitung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge und die tatsächliche Einkommenssituation der Rentnerinnen und Rentner.