Advent in Corona-Zeiten
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In der Corona-Pandemie bedeutet die Adventszeit vor allem Verzicht auf Gewohntes.
Wie wir im Corona-Advent Vermisstes neu wertschätzen
Fragen an Chefredakteur Hofmann von "Andere Zeiten"
Die Adventszeit in der Corona-Pandemie bedeutet vor allem Verzicht auf Gewohntes. Für Frank Hofmann (58), Chefredakteur des ökumenischen Vereins "Andere Zeiten", bietet der Advent in diesem Jahr die Chance, für das Vermisste eine neue Wertschätzung zu entwickeln.
24.11.2020
epd
Thomas Morell

Der Verein vertreibt den spirituellen Kalender "Der Andere Advent". Mit einer aktuellen Auflagen von über 700.000 ist er nach eigenen Angaben weltweit der meistverkaufte Adventskalender. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst betont Hofman: Der Verzicht im Advent sei nichts Neues. Nach christlicher Tradition war es ursprünglich eine Fastenzeit, in der auf das Weihnachtsfest gewartet wird.

epd: Der Verein "Andere Zeiten" wirbt seit 1995 dafür, die Adventszeit bewusster zu erleben. In diesem Jahr haben wir einen "ganz anderen Advent". Was können wir in diesem Jahr bewusst erleben?

Frank Hofmann: In diesem Jahr wird die Adventszeit für viele das, was sie in der christlichen Tradition schon immer gewesen ist: eine Fastenzeit. Leider eine unfreiwillige. Trotzdem können wir uns im Verzicht unserer Bedürfnisse bewusstwerden und neue Wertschätzung für das Vermisste entwickeln. Wenn gemeinsames Singen, Feiern und Besuche nicht möglich sind, müssen wir auch kreativ über alternative Möglichkeiten nachdenken, wie wir unsere Spiritualität pflegen und wie wir anderen eine Freude machen können.

In diesem Jahr ist nahezu alles verboten, was Spaß macht. Was empfiehlt der Verein für die Leichtigkeit im Advent?

Hofmann: Ich sehe auch viele Dinge, die nicht verboten sind. Ich bin derzeit mit viel mehr Menschen im brieflichen oder Mailkontakt als sonst. Zu Hause probieren wir neue Rezepte aus, meine Tochter übt auf zwei verschiedenen Instrumenten Weihnachtslieder. Und als offizielle Vereinsempfehlung haben wir natürlich den Kalender "Der Andere Advent" mit Mut machenden, tröstlichen Impulsen für jeden Tag. Dass dies in diesem Jahr ganz besonders nötig ist, sehen wir an der ungewöhnlich hohen Nachfrage.

Advent ist auch die Zeit des gemeinsamen Erwartens. Doch Adventsmärkte, Kaffeetafeln und Nachbarschaftstreffen wie der "Lebendige Advent" sind fast alle abgesagt. Wie können wir den Advent in diesem Jahr gemeinsam begehen?

Hofmann: Bei aller Kreativität und Offenheit für digitalen Austausch - nichts ersetzt die persönliche Begegnung. Das ist, denke ich, für viele in diesem Jahr sehr klargeworden. Hoffen wir auf eine milde Advents- und Weihnachtszeit. Dann sind wenigstens draußen Begegnungen möglich. Vielleicht treffen wir uns auch wieder alle auf den Balkonen, so wie damals im März, als wir den Pflegekräften geklatscht haben. In unserem Haus wurde schon überlegt, an Heiligabend im Treppenhaus eine Andacht zu feiern - mit Musik aus verschiedenen Stockwerken, Geschichten und dem Segen von oben.