Leipzig (epd). Zwei Wochen nach einer aus dem Ruder gelaufenen Demonstration der "Querdenken"-Bewegung ist die Lage bei erneuten Kundgebungen in Leipzig bis zum späten Samstagnachmittag in Teilen unübersichtlich geblieben. Die Polizei berichtete im Kurznachrichtendienst Twitter von verschiedenen Auseinandersetzungen gegensätzlicher Versammlungslager in der Innenstadt. Eine aus dem Umfeld der "Querdenken"-Bewegung angemeldete Kundgebung auf dem Kurt-Masur-Platz konnte nicht stattfinden. Die Anmeldung für die Demonstration unter dem Titel "Das Leben nach Corona" sei zurückgezogen worden. Zuvor hatte die Stadtverwaltung Leipzig auf Twitter berichtet, dass das vom Versammlungsleiter vorgelegte Attest zur Maskenbefreiung unvollständig sei.
Die Polizei forderte die dort versammelten 500 Menschen am Nachmittag auf, den Bereich friedlich zu verlassen. Weiteren Teilnehmern war schon zuvor der Zutritt verwehrt worden, weil die genehmigte Anzahl von 500 Personen erreicht war. Laut aktueller sächsischer Corona-Verordnung sind nur noch ortsfeste Versammlungen mit höchstens 1.000 Teilnehmern erlaubt. Laut MDR zogen viele der Teilnehmenden anschließend vor die Nikolaikirche, den Ausgangspunkt der friedlichen Revolution von 1989, und weiter in die Innenstadt.
Regen Zulauf gab es bei den Gegenprotesten von "Leipzig nimmt Platz" mit mehreren hundert Teilnehmern. Auf Twitter berichtete die Polizei, dass die Einsatzkräfte in der Innenstadt immer wieder Vertreter gegensätzlicher Versammlungslager getrennt hätten. Es sei auch zu Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen.
Nach den Angriffen auf Medienvertreter am 7. November hatte die Polizei diesmal angeboten, Journalisten bei ihrer Arbeit zu begleiten und so zu schützen. Insgesamt waren laut Stadtverwaltung acht Versammlungen angemeldet, darunter eine aus dem Umfeld der "Querdenken"-Bewegung.
Bei einer ersten Demonstration der "Querdenken"-Bewegung in Leipzig am 7. November war es zu gewaltsamen Angriffen auf Polizisten und Journalisten gekommen. Beteiligt an den Protesten waren nach offiziellen Angaben insgesamt rund 20.000 Menschen, einige Beobachter sprachen sogar von rund 45.000 Teilnehmenden. Die Masken- und Abstandpflicht wurde größtenteils ignoriert.
Sachsens Landesregierung setzte daraufhin eine Obergrenze von 1.000 Teilnehmenden pro Demonstration in der Corona-Pandemie fest. Die Aufarbeitung der Ereignisse von Leipzig erwies sich als Zerreißprobe für die schwarz-grün-rote Koalition in Sachsen.