Düsseldorf (epd). Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, warnt vor steigenden Zusatzbeiträgen bei den gesetzlichen Krankenkassen. "Im nächsten Jahr fehlen dem Gesundheitsfonds über 16 Milliarden Euro, nicht nur, aber auch durch die Pandemie", sagte er der "Rheinischen Post" (Samstag). Vom Bund gebe es nur einen Zuschuss von fünf Milliarden Euro, so dass die Kassen die Lücke schließen müssten. Dadurch würden die Zusatzbeiträge bei allen gesetzlichen Krankenkassen steigen, die Frage sei nur wann und wie stark. Ohne Gegensteuern durch den Staat drohe eine Verdoppelung des Zusatzbeitrags.
Bass erklärte, dass die eigentlichen Behandlungskosten von Covid-19-Patienten für die Kassen finanzierbar seien, da das auch ihre Aufgabe sei. "Anders sieht es bei den Kosten aus, die beispielsweise durch die Rettungsschirme entstehen", sagte er der "Rheinischen Post". "Breit angelegte Corona-Tests, der Aufbau von Intensivbetten und der Kauf von Schutzausrüstung - das darf nicht einseitig bei den Beitragszahlern der gesetzlichen Krankenkassen hängen bleiben." Zudem schwäche die Pandemie die Konjunktur, weswegen Beitragseinnahmen sänken.
Mit Blick auf die Lage in den Krankenhäusern bezeichnete der Krankenkassenchef diese als angespannt aber als "derzeit nicht am Limit". "Nicht Betten oder Geräte sind das Problem, sondern fehlendes Personal", betonte er. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Zahl der Ärztinnen und Ärzte gestiegen, während die Zahl der Pflegekräfte konstant geblieben sei. "Resultierend daraus, dass Ärzte als Umsatzbringer, Pflegekräfte jedoch oft eher als Kostenfaktor betrachtet werden", erklärte Baas. Das sei eine "Fehlentwicklung in Richtung eines profitgetriebenen Krankenhausmanagements".