Frankfurt a.M., Daressalam (epd). Eine Frauenrechtsgruppe hat die tansanische Regierung wegen des Schulverbots für schwangere Mädchen verklagt. Die Organisation Equality Now zog mit der Klage vor den Afrikanischen Gerichtshof für Menschen- und Bürgerrechte im tansanischen Arusha, wie der britische Sender BBC am Freitag berichtete. Der Schulausschluss von Schwangeren reicht in Tansania bis in die 60er Jahre zurück, die Praxis wurde aber in den vergangenen Jahren verstärkt angewandt.
Präsident John Magufuli hatte Mitte 2017 die Durchsetzung des Schulverbots für schwangere Mädchen und junge Mütter verkündet. Andere Schülerinnen würden durch sie "verdorben", sagte er zur Begründung. Dies löste heftige Proteste aus. Der Ausschluss verweigere den Mädchen Zugang zu Bildung und halte sie in einem Kreislauf der Armut gefangen, erklärte Equality Now. Damit liefen sie Gefahr, zwangsverheiratet zu werden oder in der Prostitution zu landen.
Tansania hat eine der höchsten Raten an Teenagerschwangerschaften in der Welt. Laut dem UN-Bevölkerungsfonds wurden 2015 etwa 27 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in dem ostafrikanischen Land schwanger. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch müssen dort mindestens 8.000 Schülerinnen jedes Jahr wegen einer Schwangerschaft die Schule abbrechen.
Im westafrikanischen Sierra Leone wurde ein Schulverbot für Schwangere nach Angaben von Equality Now im März 2020 aufgehoben. Der Afrikanische Menschenrechtsgerichtshof wurde von der Afrikanischen Union 2004 etabliert. Tansania gehört zu den bisher lediglich neun Staaten, die die Kompetenz des Gerichts anerkennen, Klagen von Organisationen oder Einzelpersonen anzunehmen.