Frankfurt a.M., Kuala Lumpur (epd). Die Organisation Human Rights Watch fordert die Freilassung von mehreren Hundert Flüchtlingskindern in Malaysia aus Arrestzellen der Einwanderungsbehörden. Landesweit seien dort etwa 756 unbegleitete Kinder und Jugendliche eingesperrt. Fast die Hälfte davon stamme aus Myanmar, erklärten die Menschenrechtler am Freitag unter Berufung auf das Innenministerium. Die anderen seien aus Vietnam, Indonesien, Kambodscha, Thailand, den Philippinen, Pakistan und Bangladesch. Zudem müsse Malaysia Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Zugang zu den Haftanstalten gewähren, forderten die Menschenrechtler. Dieser war dem UNHCR seit August 2019 verweigert worden. "Es ist entsetzlich, dass Malaysia so viele Kinder in überfüllten und unhygienischen Haftanstalten festhält, oft ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte", kritisierte der Vize-Asienchef von Human Rights Watch, Phil Robertson. "Diese gefährdeten Kinder, darunter viele, die wahrscheinlich vor Gräueltaten in Myanmar geflohen sind, sollten betreut und nicht als Kriminelle behandelt werden." Das verbiete die UN-Kinderrechtskonvention, die Malaysia ratifiziert habe. In den Arrestzellen seien die Kinder zudem weiteren Traumata sowie dem Risiko von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt. Die UN-Flüchtlingskonvention von 1951 hat das mehrheitlich muslimische Land dagegen nicht unterzeichnet, aber wiederholt Asylsuchende aufgenommen. Nach UNHCR-Angaben waren Ende Oktober mehr als 178.000 Flüchtlinge und Migranten registriert. Allein 153.800 stammten aus Myanmar, darunter etwa 102.000 Angehörige der verfolgten muslimischen Rohingya-Minderheit. Einen rechtlichen Status haben die Menschen nicht.
Anfang Mai hatte es Massenverhaftungen gegeben, betroffen waren auch kleine Kinder. Die Regierung rechtfertigte das Vorgehen mit dem Versuch, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Auch hatte Malaysia Boote mit Rohingya-Flüchtlingen abgewiesen und dies mit den strikten Einreisebeschränkungen wegen der Pandemie begründet.