Berlin/Köln (epd). Jeder sechste Bundesbürger ist offenbar bereit, ein Kind zu ohrfeigen. Fast jeder zweite Befragte ist zudem der Auffassung, "dass ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kind geschadet hat", wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm hervorgeht. Die repräsentative Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichen Erziehungsverhalten unter rund 2.500 Bundesbürgern hatten Unicef Deutschland und der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) in Auftrag gegeben.
Demnach halten aktuell 17,6 Prozent der Befragten eine "leichte Ohrfeige" als Erziehungsmethode für angebracht. Im Jahr 2005 hätten dieser Aussage noch 53,7 Prozent zugestimmt. Den "Klaps auf den Hintern" finden 2020 demnach 44,7 Prozent gerechtfertigt. 2005 seien es noch rund drei Viertel gewesen.
Trotz sinkender Akzeptanz von körperlicher Bestrafung blieben insbesondere leichte Körperstrafen bei einem erschreckenden Teil der deutschen Bevölkerung weiter verbreitet, kritisierten Unicef und DKSB. Die Zustimmung sei bei Männern größer als bei Frauen. Auch ältere Befragte sowie Personen, die selbst Gewalt erfahren haben, akzeptieren stärker Gewalt in der Erziehung.
"Gewalt gegen Kinder, ganz gleich in welcher Form, hinterlässt bei Kindern Spuren und untergräbt ihre Würde", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Gerade auch psychische Gewalt bleibe häufig im Verborgenen. Unicef und DKSB forderten mehr Aufklärungskampagnen, die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und eine bessere Datenlage zu dem Thema.