Bonn (epd). Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bleiben die Deutschen laut "Glücksatlas 2020" zuversichtlich. Die Einschnitte in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben hätten sich nicht so negativ auf die Zufriedenheit ausgewirkt wie erwartet, heißt es im "Deutsche Post Glücksatlas 2020", der am Mittwoch in Bonn vorgestellt wurde. Das Glücksniveau der Bevölkerung liege sechs Prozent unter dem Rekordhoch des Vorjahres und sei damit relativ moderat gesunken. Zudem erwarte die Mehrheit der Bürger, schon im kommenden Jahr wieder glücklicher zu sein. Die Zufriedenheit in Ost- und Westdeutschland ist im Zuge der Pandemie erstmals auf dem gleichen Niveau.
Das Glücksniveau der Bevölkerung sei im Krisenjahr 2020 auf 6,74 Punkte auf einer Skala bis zehn gesunken, heißt es in der Studie. 2019 hatte der "Glücksatlas" ein Allzeithoch von 7,14 Punkten gemessen. Die wissenschaftliche Studie untersucht seit zehn Jahren in Folge die Lebenszufriedenheit der Bundesbürger.
Vor dem Hintergrund des Lockdowns sei ein Rückgang der Lebenszufriedenheit zu erwarten gewesen, sagte der Leiter des Forschungszentrums Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (FZG), Bernd Raffelhüschen. "Dass wir dennoch ein vergleichsweise hohes Niveau halten, ist dann doch überraschend." Der aktuelle Glückswert entspreche dem Niveau von vor gut zehn Jahren.
Die meisten der 4.660 Befragten ab 16 Jahren gehen laut "Glücksatlas" davon aus, dass ihre Lebenszufriedenheit schon 2021 ein ähnlich hohes Niveau wie im Vorjahr erreichen wird. Zudem erklärten 80 Prozent der Befragten, sie seien froh, während der Pandemie in einem Land wie Deutschland zu leben. Die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht auch positive Entwicklungen durch die Krise, etwa die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Zudem glauben 70 Prozent, dass die Corona-Krise Treiber für ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem ist.
Die Pandemie wirkte sich den Ergebnissen zufolge deutlich negativer auf die Lebenszufriedenheit der Westdeutschen als der Ostdeutschen aus. Das habe eine Angleichung des Glücksniveaus in den verschiedenen Teilen Deutschland zur Folge gehabt, sagte Raffelhüschen. "Es gibt kaum noch Divergenzen zwischen Ost und West." In den Vorjahren war das Glücksniveau in den neuen Bundesländern stets niedriger gewesen als im Westen. Nun schaffte es Sachsen-Anhalt mit 6,80 Punkten auf Platz sechs als erstes ostdeutsches Bundesland vor westdeutsche Regionen, nämlich Hessen sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland auf den Plätzen zwölf und 13.
Die glücklichsten Menschen leben aber nach wie vor im Norden. Spitzenreiter in der Lebenszufriedenheit bleibt wie in den Vorjahren Schleswig-Holstein, diesmal zusammen mit Hamburg, mit jeweils 6,92 Punkten. Platz drei geht an Baden-Württemberg mit 6,88 Punkten, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 6,83 Punkten. Thüringen ist neues Schlusslicht mit 6,50 Punkten. Raffelhüschen wies zugleich darauf hin, dass das Ranking mit Vorbehalt zu betrachten sei, da die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern bedingt durch die besondere Situation in diesem Jahr extrem gering seien.
Der "Glücksatlas" zeigt darüber hinaus, dass nachhaltiger Konsum beim Großteil der Deutschen die Lebenszufriedenheit fördert. Dieser Aspekt wurde in der diesjährigen Studie besonders in den Blick genommen. Demnach sind 48 Prozent der Menschen, die konsequent nachhaltig leben, sehr zufrieden mit ihrem Leben. Von den "sorglosen" Konsumenten seien es hingegen nur 29 Prozent.
Der "Glücksatlas", der von der Deutschen Post in Auftrag gegeben wird, misst die individuelle Lebenszufriedenheit anhand von Faktoren wie Arbeit und Einkommen, Gesundheit und Alter, Familie, Sicherheit, Freizeit und Medien und Wirtschaftswachstum.