Magdeburg (epd). Der Prozess gegen den Synagogen-Attentäter Stephan B. vor dem Oberlandesgericht Naumburg neigt sich dem Ende zu. Die Beweisaufnahme ist am Mittwoch in Magdeburg, wo das Gericht verhandelt, nach einer letzten Zeugenvernehmung geschlossen worden. Der Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena, Matthias Quent, erläuterte die Zusammenhänge zwischen zahlreichen rechtsextremen Anschlägen der vergangenen Jahre. Der Soziologe, der seit rund zehn Jahren zu Rechtsterrorismus und gesamtgesellschaftlichen Einflüssen forscht, sagte, dieses Denken sei nicht individualpathologisch. B. habe sich in einem rechtsextremen Netzwerk radikalisiert. B. hatte sich selbst auf den Attentäter von Christchurch (Neuseeland) bezogen und gleiche Verschwörungserzählungen von "einem großen Austausch" vertreten.
B. habe mit seiner Tat auch Nachahmer mobilisieren wollen, sagte Quent und verwies auf das Video, in dem B. Englisch sprach und das er live während des Anschlags ins Internet streamte. Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen Motivation heraus einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Weil es ihm nicht gelang, mit Sprengsätzen und Schusswaffen in die Synagoge einzudringen, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und anschließend in einem Döner-Imbiss einen 20-jährigen Mann. Die Bundesanwaltschaft hat B. wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiterer Straftaten angeklagt. B. droht eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung.