Gütersloh (epd). Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat die Qualität der stationären und ambulanten Versorgung von Schlaganfall-Patienten in Deutschland gelobt. So eine hoch spezialisierte und personalintensive Versorgung gebe es aber "nicht zum Nulltarif", erklärte der Stiftungsvorstand Michael Brinkmeier am Mittwoch in Gütersloh. Brinkmeier warnte vor der falschen Interpretation einer Studie der Universität Oxford, nach der Deutschland im Jahr 2017 mit 17 Milliarden Euro europaweit an der Spitze der durch Schlaganfälle verursachten Kosten lag.
Die Untersuchung wurde von der Europäischen Patientenorganisation Safe, zu der auch die Deutsche Schlaganfall-Hilfe gehört, in Auftrag gegeben. Danach fließen hierzulande allein neun Milliarden Euro in die stationäre und ambulante Versorgung. Das liege auch daran, dass Deutschland ein fast flächendeckendes Netz von Schlaganfall-Stationen ("Stroke Units") habe, sagte Brinkmeier. Damit rette man heute doppelt so viele Patienten wie vor 25 Jahren.
Der Stiftungsvorstand sieht Deutschland bei der Akutversorgung "auf einem guten Weg". Die mechanische Entfernung von Blutgerinnseln (Thrombektomie) erziele gute Erfolge und komme immer mehr Schlaganfall-Patienten zugute. Auch bei der Verhinderung eines wiederholten Schlaganfalls habe man "große Fortschritte" gemacht, betonte Brinkmeier.
Besorgt äußerte sich die Stiftung über die Folgen der demografischen Entwicklung. Alter ist demnach der größte Risikofaktor für einen Schlaganfall. Die britischen Forscher hätten berechnet, dass die Zahl von 270.000 Menschen, die in Deutschland jährlich einen Schlaganfall erleiden bis 2040 um 30 Prozent steigen werde. Man brauche daher dringend eine Antwort auf die Frage, wer sich um die immer größere Zahl von Patienten kümmere, die nach einem Schlaganfall eine Behinderung hätten und auf Hilfe angewiesen seien, erklärte Brinkmeier.
Da familiäre Strukturen sich veränderten, werde man die Nachsorge nur durch zusätzliche Unterstützung "professioneller Kümmerer", sogenannter Patientenlotsen, gewährleisten können, erklärte der Stiftungsvorstand. Die Schlaganfall-Hilfe setze sich daher für einen gesetzlichen Anspruch auf die Begleitung durch Patientenlotsen bei Schlaganfällen ein.