Hannover (epd). Die Corona-Krise belastet nach Erfahrung der Psychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups auch schwangere Frauen und Mütter von Neugeborenen. Sie erlebe im Winnicott-Institut in Hannover derzeit einen Zuwachs von verunsicherten Eltern mit schreienden Säuglingen, sagte die Leiterin der dortigen Säuglings- und Kleinkindambulanz der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Manche Frauen, vor allem Erstgebärende, hätten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schon während der Schwangerschaft, vor allem aber nach der Geburt kaum noch soziale Kontakte. Sie ließen keinen Besuch zu, gingen nicht mehr einkaufen und nur noch abends mit dem Baby spazieren.
"Wenn die Mutter wegen Covid-19 stark verunsichert ist - und zugleich durch diese permanente Isolation gestresst -, dann überträgt sich das auf das Kind", sagte Engelhardt-Tups: "Es schreit mehr, und die Mutter hat nicht mehr die innere Ruhe, es zu beruhigen." Der Säugling schlafe schlecht ein, und auch mit dem Stillen klappe es dann häufig nicht. "Es beginnt ein Teufelskreislauf, an dessen Ende Mütter und Babys mit den Nerven fertig sind", sagte sie.
Es sei deshalb wichtig, die Mütter in dem zu stärken, was sie gut machten, rät die Expertin. Ferner helfe es ihnen, wenn sie offen über ihre Sorgen und Ängste reden könnten. Bezüglich Corona reagierten sie und die übrigen Fachkräfte im Institut stets individuell. Es sei nicht hilfreich, einer ängstlichen Mutter, der Hygiene-Maßnahmen wichtig seien, diese auszureden. Das Winnicott-Institut ist ein psychosoziales Zentrum mit breitem Therapie- und Beratungsangebot, einer Ambulanz und einem medizinischen Versorgungszentrum.