Berlin, Genf (epd). Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hat zu einem verstärkten Kampf gegen Tuberkulose aufgerufen. Noch immer sei die Tuberkulose die tödlichste Infektionskrankheit weltweit, obwohl es inzwischen bessere Medikamente und Tests gebe, erklärte die medizinische Hilfsorganisation am Montag bei der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. "Statt die Bekämpfung zu intensivieren, sind wir in Gefahr wegen Covid-19 zurückzufallen", sagte die Tuberkulose-Expertin Sharonann Lynch. Regierungen und internationale Geber müssten dafür sorgen, dass die wirksameren Arzneimittel und Test überall eingesetzt würden: "Es ist unfassbar und inakzeptabel, dass sie noch immer nicht überall genutzt werden, um so viele Leben wie möglich zu retten."
In zahlreichen Ländern werde immer noch nicht nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) behandelt, hieß es in dem Bericht. Die Nutzung der alten Tests, deren Ergebnis viel länger dauere, und veralteter und schlechter Medikamente mit starken Nebenwirkungen sei weit verbreitet. Zudem fänden wegen der Corona-Pandemie viele Tuberkulose-Behandlungen gar nicht statt.
An Tuberkulose erkranken nach WHO-Angaben jährlich zehn Millionen Menschen. 1,5 Millionen Menschen sterben jedes Jahr daran, obwohl die bakterielle Infektion vermeidbar und heilbar ist. Am meisten Tuberkuloseerkrankungen werden in Bangladesch, China, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, auf den Philippinen und in Südafrika registriert.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sei die Zahl der Tuberkulose-Diagnosen stark gesunken, hieß es in dem Bericht. Annähernd drei Millionen Menschen könnten so ungetestet erkranken. Die Länder müssten ihre Testkapazitäten deutlich erhöhen und modernisieren.