Toter bei gewaltsamen Protesten gegen Übergangsregierung in Peru

Quito, Lima (epd). In Peru ist bei gewaltsamen Protesten gegen die Übergangsregierung ein junger Mann getötet worden. Er starb am Samstagabend (Ortszeit) durch Schussverletzungen, wie die öffentliche Gesundheitsversicherung EsSalud mitteilte. Tausende Menschen demonstrierten am Samstag erneut gegen die Übergangsregierung von Präsident Manuel Merino. In der Hauptstadt Lima kam es am sechsten Protesttag in Folge zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Beamten setzten laut lokalen Medienberichten Tränengas ein.

Bereits am Donnerstag war es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das harte Vorgehen der Polizei. Diese betritt jedoch, Schusswaffen eingesetzt zu haben.

Die Demonstranten wollen die Absetzung von Präsident Martín Vizcarra nicht hinnehmen und fordern den Rücktritt des Interimspräsidenten Merino. Vizcarra war am Montag wegen Korruptionsvorwürfen mit großer Parlamentsmehrheit des Amtes enthoben worden. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Zeit als Regionalgouverneur (2011-2014) Schmiergeldzahlungen entgegengenommen und im Gegenzug Baufirmen bei zwei Projekten bevorteilt zu haben. Bei der Bevölkerung war Vizcarra äußerst beliebt.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch übte Kritik an der Absetzung und sprach von einer "Bedrohung des Rechtsstaats".

Parlamentspräsident Manuel Merino, gegen den wegen illegaler Bereicherung ermittelt wird, wurde am Dienstag im höchsten Staatsamt vereidigt. Er übernimmt das Präsidentenamt bis zum Ende der Wahlperiode im Juli 2021. Merino ist bereits der dritte Präsident in der aktuellen Wahlperiode. Vizcarra hatte das höchste Staatsamt 2018 nach dem Rücktritt des gewählten Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski übernommen. Im kommenden April stehen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.